Skandinavienurlauber kennen Elche vor allem von den gelben Warnschildern in Schweden. Die mächtigen Tiere könnten ihnen demnächst auch in Dänemark begegnen. Denn das Land hat einige Kälber im Lille Vildmose (Kleines Wildmoor) bei Aalborg ausgewildert.

Tiere, die Elche, sind die Attraktionen des Nordens. Mit ihren pompösen Geweihen und ihrem ulkigen Gang beeindrucken die größten Hirsche der Welt jedes Jahr Urlauber in Schweden und Norwegen.

Wer dagegen hoffte, auch in Dänemark eines der majestätischen Tiere zu erspähen, wurde enttäuscht, denn dort Elche schon seit etwa 5000 Jahren nicht mehr zu Hause – abgesehen vielleicht von dem einen oder anderen Tier, das es schwimmend aus Schweden über den Öresund schaffte.


Vorscht Elch-Wechsel
Das Lille Vildmose (Kleines Wildmoor) ist ein Hochmoor im östlichen Nordjylland und liegt etwa 25 km südöstlich von Aalborg nahe der Kattegatküste. Das Moor wurde 2007 mit 7.800 Hektar als Dänemarks größtes FFH-Schutzgebiet eingerichtet.

Von den ursprünglich 5.000 Hektar befinden sich heute noch ungefähr 2.000 Hektar im Naturzustand. Damit ist das Gebiet das größte intakte Hochmoorareal innerhalb der nordeuropäischen Laubwaldzone. Die Vegetation der Hochmoorfläche wird von verschiedenen Sphagnum-Arten, Wollgras und Zwergsträuchern dominiert. Nur vereinzelt treten niedrige Moorbirken und Bergkiefern auf. Das Zentrum des Moores ist von trockenen Bulten und feuchten Schlenken beherrscht. Am Rande des Moores sind feuchte, nährstoffarme Abschnitte mit saurem Boden anzutreffen, die als Laggzone bezeichnet werden. Hier wachsen neben Pfeifengras auch Birken und Erlen. Diese Zone ist mancherorts gut erhalten, was selbst in naturnahen Hochmooren eher selten der Fall ist.


Lille Vildmose
Der Torf hat in dem ungestörten, südlichen Moorabschnitt eine Mächtigkeit von 5 Metern. Im Norden des Gebietes beträgt die Mächtigkeit meistenteils zwischen 1,50 m und 2 m. Östlich von Kongstedlund liegen die Seen Lillesø und Toftesø, in dem Gebiet des heutigen Vildemosegård die nunmehr ausgetrockneten Seen Birkesø und Møllesø. Ursprünglich befanden sich noch weitere Seen im Vildmose, die jedoch alle verlandet sind.

Seit Donnerstag leben hier fünf Elchkälber in dem Moorgebiet Lille Vildmose. Auf 21 Quadratkilometern können sich die beiden Bullen und drei Kühe frei bewegen. Sie sollen vor allem helfen, die natürliche Moorlandschaft wieder herzustellen, die der Torfabbau und die teilweise Trockenlegung im vergangenen Jahrhundert zerstört haben.

„Eine Bedrohung für das Hochmoor besteht darin, dass es zuwächst, vor allem mit Birken, aber auch mit Weiden und anderen Bäumen“, sagt Jacob Skriver, der Betriebsleiter von Lille Vildmose. Indem sie Bäume und Büsche abgrasen, können die Elche das verhindern, hoffen Skriver und seine Mitarbeiter.

Angekommen waren die fünf Kälber aus einem Elchpark im südschwedischen Schonen schon im vergangenen November. Den Winter über lebten sie aber noch eingezäunt in einem kleineren Gebiet.

Markenzeichen der männlichen Elche ist das große GeweihAb jetzt sind die Elche auf sich allein gestellt. „Die Tiere sollen in dem Gebiet nicht gefüttert werden“, sagt Skriver. „Wir wollen gern ein sich selbstverwaltendes System mit so wenig Einmischung von Menschen wie überhaupt möglich schaffen.“

Elche sind neu in Dänemark

Weil die Tiere Sümpfe und Gewässer lieben, geht er davon aus, dass sie sich in dem Hochmoor wohlfühlen werden. Trotzdem wollen der Aage V. Jensen Naturfond, dem ein großer Teil des Naturparks gehört, und die Gemeinde Aalborg in Zusammenarbeit mit dänischen Universitäten genau beobachten, wie sich die neuen Bewohner in das Ökosystem einfügen. Skriver: „Wir kennen Hirsche aus der dänischen Landschaft, aber Elche hatten wir hier seit mehreren Tausend Jahren nicht.“

Genau deshalb könnten die Nationaltiere des Nordens auch zum Touristenmagneten des Parks werden, den jedes Jahr rund 150.000 bis 200.000 Menschen durchstreifen. Besucher können den Tieren mit dem Auto oder zu Fuß auf den Kieswegen begegnen.

In Lille Vildmose ausgewilderter Elch„Die meisten Menschen finden es spannend, große Säugetiere anzugucken“, sagt Skriver. Als Blickfang könnten die Elche eine Botschafterrolle übernehmen: „Wenn ihre Anwesenheit die Menschen hierher bringt, dann werden ihnen vielleicht auch die Augen für die kleinen Dinge der schönen Landschaft geöffnet – auch wenn sie sich vielleicht zunächst nicht besonders für Vögel oder Insekten interessieren.“
Weitere Jungtiere geplant

Nur eines sollen die Besucher bitte nicht, meint Skriver: die Tiere verniedlichen. „“Das hier ist kein Disney-Projekt, sondern ein Naturaufbauprojekt.“ Deshalb hat der Park den etwa ein Jahr alten Elchen auch keine Namen gegeben.

Schon im Herbst könnten die fünf Gesellschaft bekommen. Wenn die Jungtiere sich erfolgreich eingelebt haben und der Natur nützen, sollen sieben weitere Elche ein neues Zuhause in Lille Vildmose bekommen.

von

Günter Schwarz – 25.06.2016