In der vergangenen Woche präsentierte die Sozial- und Innenministerin Karen Ellemann (Venstre / sozialliberale Partei) ihren Zehn-Punkte-Plan für mehr „soziale Mobilität“ in Dänemark. Dabei wies die Ministerin in Verbindung mit der Veröffentlichung eines 250 Seiten starken Berichts zum Thema darauf hin, dass in Dänemark 45 Milliarden Kronen (6,05 Milliarden Euro) jährlich für soziale Leistungen ausgegeben werden. Dabei, so beklagte die Ministerin, sei sehr unklar, welchen Effekt oder Nutzen die hohen Ausgaben ergeben. Als Beispiel nannte sie sozial belastete Kinder, die trotz diverser Fördermaßnahmen ihr negatives soziales Erbe nicht abschütteln könnten.

Interessant ist am neuen Konzept auch, dass die Ministerin zwar unterstreicht, dass niemand in unserer Gesellschaft draußen vor gelassen werden dürfe; zugleich deutet sie aber auch an, dass unwirksame Maßnahmen gestrichen werden könnten.

Dass im Sozialsektor bestimmt nicht Einsatz und Erfolg wie in einem Industriebetrieb ähnlich wie „Input“ und „Output“zu berechnen sind, wo nach der Kosten-Nutzen-Rechnung der Erlös aus den hergestellten Produkten kalkuliert werden kann, dürfte auch der Venstre-Politikerin Ellemann klar sein. Einsatz- und Ergebnisuntersuchungen gibt es im Sozialsektor aber dennoch schon seit Jahrzehnten, die man in den Veröffentlichungen des Nationalen Forschungscenters für Wohlfahrt (SFI) einsehen kann.

Man liest im neuen Plan zwischen den Zeilen ideologisch eingefärbte Vorwürfe, dass sich allzu viele Menschen in sozialen Hängematten ausruhen. Und auch Vorwürfe gegen die vielen im Sozialsystem tätigen Menschen in Dänemark, wenn es da pauschal heißt, man weiß eigentlic gar nicht, was dabei eigentlich herauskommt. Zuerst sollte daran erinnert werden, dass es bei der Sozialarbeit um Menschen als „Gegenstand“ geht, die alle sehr verschieden sind. Und es ist kühn so zu tun, als wenn der Einsatz heute irgendwie unüberlegt und nahezu blind geleistet wird. Sozialarbeiter oder auch Erzieher und Lehrer wissen bestimmt, wie sie erfolgreich arbeiten. Doch sie können die wünschenswerten Ziele, z. B. Kinder aus sozialem Elend herauszuholen oder Drogensüchtigen zu helfen, nicht mit Patentrezepten oder per Knopfdruck erzielen. Positive Beispiele sollten bekannt gemacht werden – oder es sollte auch daran erinnert werden, dass aktuell die Jugendkriminalität in Dänemark seit einigen Jahren rückläufig ist.

Dieses resultiert mir Sicherheit nicht nur durch den Verdienst der Politiker, die nach strengeren Strafen rufen, sondern es ist der Verdienst der unermüdlich Tätigen, die tagtäglich Vorort im sozialen Einsatzes zum Wohle Dänemarks sind..

von

Günter Schwarz – 27.06.2016