In nahezu allen Staaten der „europäischen Staatenfamilie“ ist das Vorurteil mehr oder weniger stark verbreitet, Bürger aus anderen EU-Ländern würden nur ins Land kommen, um sich in der „sozialen Händematte“ ausruhen zu wollen. Doch ist zu beobachten, je wohlhabener das Land ist desto weiter ist dieses Vorurteil verbreitet, was ein untrügliches Indiz dafür ist, wie stark der Egoismus besonders in wohlhabenen EU-Ländern vorherrscht, mit anderen, mit den „Fremden“, möglichst nichts teilen zu wollen.

Tatsache ist aber, andere EU-Bürger kommen kommen ins Land zum Arbeiten und nicht zum „Schnorren“ – auch nach Dänemark!

In Dänemark besetzen etwa vier Prozent Arbeitnehmer aus anderen EU-Ländern die Arbeitsplätze. Verglichen mit anderen Ländern der Europäischen Union ist dieses ein relativ kleiner Wert. Das zeigt eine Untersuchung von der Dansk Arbejdsgiverforening (Dänischer Arbeitgeberverband), die von der Tageszeitung Politiken veröffentlicht wurde. Im Vergleich kommen in Irland 10 Prozent der Arbeitskräfte aus anderen EU-Ländern. In Belgien und Österreich liegt der Anteil bei acht Prozent. Zudem zeigt die Untersuchung, dass EU-Bürger im arbeitsfähigen Alter, die sich in Dänemark aufhalten, einen genauso großen Beschäftigungsgrad haben wie die Dänen.

Somit ist nach Ansicht von DA, der Mythos, dass Dänemark ein Magnet für Wohlfahrtstourismus ist, ad absurdum gestellt und endgültig gestorben. „Es hat sich gezeigt, dass große Sozialleistungen keinelei Einfluss darauf haben, wo Arbeitnehmer hinwandern. Um es etwas schärfer auszudrücken, die Menschen ziehen um, um zu arbeiten und nicht um zu schnorren“, so erklärte es Christiane Misslbeck-Winberg, die europapolitische Leiterin bei DA. Auch Dorte Sindbjerg Martinsen, Professorin für Staatskunde an der Universität København, die unter anderem im Bereich Freizügikeit und Wohlfahrt in der EU forscht, bestätigt, hohe Sozialleistungen sind nicht der ausschlaggebende Grund für EU-Arbeitnehmer, in ein anderes Land zu ziehen. „Die Zahlen sind eindeutig. Der Beschäftigungsgrad von EU-Ausländern in Dänemark ist sehr hoch. Genau wie in anderen Ländern. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die nordischen Wohlfahrtländer von „Wohlfahrtstouristen“ gezielt gesucht werden“, sagt Sindbjerg Martinsen.

von

Günter Schwarz – 28.06.2016