Anschlag am Flughafen Istanbul
Die Türkei versinkt im Strudel der Gewalt. Erste Hinweise deuten auf den IS hin. Mindestens drei Attentäter sprengten sich in die Luft.
Mit dem Anschlag am gestrigen Abend gegen 20:54 Uhr erreichte der Terror in Istanbul und in der Türkei eine neue Dimension, denn gleich drei Selbstmordattentäter griffen den Atatürk-Flughafen an. Sie schossen um sich und sprengten sich dann in die Luft. 41 Menschen, unter ihnen 13 Ausländer, und die Angreifer kamen ums Leben, mindestens 239 wurden verletzt, unter den sich auch eine Deutsche befinden soll.
Aus Regierungskreisen in Ankara hieß es, bei den getöteten Ausländern handele es sich um fünf Saudis, zwei Iraker, einen Tunesier, einen Usbeken, einen Chinesen, einen Iraner, einen Ukrainer und einen Jordanier. Deutsche waren nach dieser ersten Auflistung nicht unter den Getöteten. Die Nationalität der Angreifer ist noch unklar.
Ministerpräsident Binali Yildirim sagte bei einem Besuch am Atatürk-Airport, erste Hinweise deuteten auf den IS als Urheber hin. Sicherheitsmängel am Flughafen schloss Yildirim aus. „Weder im Abflug- noch im Ankunftsbereich am Flughafen kann von einer Sicherheitslücke die Rede sein“, sagte er. Die türkische Polizei fahndet nach den Hintermännern des Anschlags auf den größten Flughafen der Türkei. Yildirim sagte, nach ersten Erkenntnissen hätten die Angreifer zunächst das Feuer eröffnet und sich dann in die Luft gesprengt.
Aus türkischen Regierungskreisen hieß es, keiner der drei Selbstmordattentäter habe die Sicherheitsschleusen am Eingang des internationalen Terminals passiert. Augenzeugenberichte deuteten dagegen darauf hin, dass einer oder mehrere Angreifer auch in den Innenbereich des Terminals gelangten. Der Luftverkehr auf dem Flughafen wurde inzwischen teilweise wieder aufgenommen, das Terminal wurde für Reisende geöffnet. Erste Flüge von Turkish Airlines landeten am frühen Morgen. später gab es auch wieder Flüge aus Deutschland nach Istanbul Allerdings verlaufen Starts und Landungen noch schleppend, und es kommt zu Verspätungen..
Der Atatürk-Flughafen, der in etwa ein Passagieraufkommen wie der Airport Frankfurt/Main hat, liegt auf der europäischen Seite Istanbuls. Auf der asiatischen Seite der Millionenmetropole liegt der kleinere Flughafen Sabiha Gökcen.
Nach Angaben der türkischen Rundfunkbehörde RTÜK verhängte ein Gericht in Istanbul eine Nachrichtensperre über den Anschlag. Betroffen seien „jede Art von Nachrichten, Interviews und Bilder vom Anschlagsort in den Druck- und visuellen Medien, den sozialen Medien und Internetmedien“.
Trotz der Nachrichtensperre zeigen wit ihnen ein Video, das während des Anschlags wahrscheinlich per Handy aufnommen wurde:
Die Explosionen ereigneten sich offenbar am und im Terminalgebäude. Darauf deuten zahlreiche Augenzeugenberichte und Videos in den sozialen Medien hin. Von offizieller Seite hieß es, die Angreifer seien nicht ins Terminal gelangt. Anders als auf Flughäfen in der EU üblich finden in türkischen Airports Sicherheitskontrollen schon vor dem Eingang ins Terminal statt. So ist das auch im Atatürk-Airport, Gepäck wird vor dem Eingang durchleuchtet, Passagiere müssen durch Metalldetektoren. Das Sicherheitspersonal steht nicht im Ruf, seinen Dienst lax zu verüben – dafür ist die Terrorbedrohung in der Türkei momentan zu hoch.
Terror in der Türkei forderte schon hunderte Tote
Die blutige Terrorbilanz nur aus Istanbul und Ankara seit vergangenem Herbst: Weit über 200 Tote, darunter auch zwölf deutsche Urlauber, die ein IS-Selbstmordattentäter im Januar in Istanbuls Altstadt mit in den Tod riss. Der Terrorangriff auf den Atatürk-Airport mit Dutzenden Opfern markiert den vierten schweren Anschlag in Istanbul seit Jahresbeginn – und den zweiten in dem für Muslime heiligen Fastenmonat Ramadan.
Trotz der verhängten Nachrichtensperre, gelangen immer mehr Foto- und Videoaufnahmen an die Öffentlichkeit. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um private, in sozialen Medien verbreitete, Amateuraufnahmen. In dem nachfolgenden Clip sind einige dieser Aufnahmen zusammengeschnitten. Darunter auch ein Mitschnitt einer Überwachungskamera, die zeigt, wie einer der Angreifer zunächst niedergeschossen wird und sich dann selbst in die Luft sprengt.
von
Günter Schwarz – 29.06.2016