…unter dieser Headline geht die Premiere der Kieler Theater von Schillers „Die Räuber“ heute und morgen durch die deutsche Presse.

Das Kieler Schauspielhaus und die Kieler Oper kooperierten unter Leitung von Kiels Generalintendant Daniel Karasek beim diesjährigen Sommertheater, um Schillers Erstlingswerk auf die Kieler Freilichtbühne am Seefischtmarkt mit dem wunderschönen Hintergrund der Kieler Förede und dem Hafen in einer „Rock-Version“ auf die Bühne zu bringen, die jeden einfach mitreißt. Ob Jung, ob Alt, jeder, der sich die Premiere live am Seefischtmarkt ansehen konnte, da er eine der nahezu sofort ausverkauften Karten erwischt hat oder dem es nur vergönnt war, das „Spektakel“ beim Pulic Viewing auf dem Vinatea Pltz in Kiel Gaarden, am Bootshafen. auf dem Rathausmarkt oder in Mettenhof zu erleben: begeistert waren alle!


Public Viewing auf dem Vinetaplatz in Kiel-Gaarden
Ein wenig getrübt wurde die Premiere allerdings durch das Wetter, welches neben der EM Fußballeuropameisterschaft so manchen Theaterfreund zusätzlich vom Public Viewing abgehalten mag, denn am Nachmittag hatte es in Kiel noch wie aus Eimern geschüttet. Doch pünktlich zur Aufführung erwies sich auch Petrus als Theaterfreund und stellte seinen Wasserhahn ab, so dass „die Räuber“ trockenen Fußes ihrem Handwerk nachgehen konnten. Der Himmel blieb zwar von bedrohlich dunkel wirkenden Wolken vehangen – aber wie schon gesagt, Petrus machte einen „guten Job“!

Die dpa postete auf Twitter vor wenigen Minuten den folgenden Bericht über die Kieler Premiere von „Die Räuber“, den sie sicher teils noch heute oder spätestens morgen in vielen deutschen Zeitungen lesen werden:

„die Räuber“ In Kiel

Schiller rockt

Von André Klohn und Matthias Hoenig

Rockmusik trifft klassische Literatur: Lässt sich eine Theatertragödie in eine Rockoper verwandeln? Die Kieler Uraufführung „Die Räuber“ nach Schillers Klassiker überzeugt in modernem Gewand – mit „Kettcar“-Sound und zeitlosen Botschaften.

Kiel Mehr als 200 Jahre nach der Uraufführung von Schillers Tragödie „Die Räuber“ hat in Kiel eine neue Version als Rockoper das Publikum in den Bann gezogen: Der Klassiker über zwei ungleiche Brüder, die tödliche Liebe zur selben Frau und die Grenzen persönlicher Freiheit feierte am Freitagabend im Open-Air-Theater am Seefischmarkt eine rockige Premiere.

Hauptstar der Rockoper ist die Musik. Sie stammt aus der Feder von Marcus Wiebusch und Reimer Bustorff, Songwriter der Hamburger Rockband „Kettcar“. Die Musiker haben fetzige Rocksongs, aber auch zu Herzen gehende Balladen geschrieben. Der „Kettcar“-Sound klingt dabei immer wieder durch. Obwohl beide weder selbst singen, noch spielen. Das übernehmen eine andere Band und die Schauspieler, die sich tapfer als Sänger schlagen.

Kiels Generalintendant Daniel Karasek verlegt die Handlung in die Gegenwart, hält sich aber an die Vorlage. Es geht um zwei unterschiedliche Brüder: Franz verfügt zwar über einen brillanten Verstand, er steht aber ganz im Schatten von Karl. Der extrovertierte Draufgänger ist der Liebling des Vaters, auserkorener Haupterbe und er unterhält eine Liebesbeziehung zu Amalia, die auch von Franz begehrt wird. Franz bringt den Vater dazu, Karl zu verstoßen. Dessen Clique geht in den Untergrund und wird zu einer Räuberbande. Am Ende kommt es zum Showdown.


Marko Gebbert als Franz Moor: Die Open-Air Uraufführung mit Musik von Mitgliedern der Gruppe „Kettcar“ fand auf der Seefischmarkt Bühne des Schauspiels Kiel statt.
Das Bühnenbild ist geprägt von zwei unterschiedlichen Welten – auf der einen Seite eine Container-Industrielandschaft, in der die Räuber agieren. Auf der anderen Seite der Bühne die schicke Welt, eine angedeutete Villa mit einem weißem Flügelnachbau. Dominiert wird die Bühne von einer großen Videoleinwand in ihrer Mitte, die jedoch keineswegs stört. Im Gegenteil – darauf sind immer wieder zur Handlung passende Videos zu sehen. Sie sind aufwendig produziert und extra für die Inszenierung aufgenommen worden – etwa Unterwasseraufnahmen von der Kieler Förde, Super-8-Sequenzen oder eine in einem Containerdorf in Kiel-Wellsee gedrehte Kampfszene mit den Räubern. Auch ein Video mit einem Wolfshybrid, einem Tier halb Wolf und halb Hund, ist dabei.

Und funktionieren der Literaturklassiker im Zusammenspiel mit dem Deutschrock von „Kettcar“? Unbedingt, der jugendliche Widerstand, das Ringen nach Freiheit bleibt wohl immer aktuell. „Wir sind eine Idee, Freiheit oder Tod. Und ihr könnt niemals umbringen, was in jedem Menschen wohnt“, heißt es beispielsweise in dem Song „Tod oder Freiheit“. Aber auch der Terror, den die Räuber der Kieler Rockoper verbreiten, ist viel zu aktuell.

„Ganz komisch“ sei es, die eigenen Songs als Zuschauer zu hören, sagt „Kettcar“-Musiker Bustorff. Mit dem Ergebnis auf der Bühne und den Reaktionen des Publikums auf die Rockoper ist er zufrieden: „Die Schauspieler sind toll drauf und die Musiker auch.“

Die ausverkaufte Premiere wurde live auf den Rathausplatz der Landeshauptstadt, auf den Vinetaplatz und auf eine Leinwand im Stadtteil Mettenhof übertragen. 15 Aufführungen der Sommerproduktion des Kieler Theaters sind bis zum 17. Juli vorgesehen. Es gibt lediglich noch Restkarten.

Schillers Tragödie war 1782 in Mannheim uraufgeführt worden. Dem Theater Kiel war 2014 bereits mit dem Musical „Romeo und Julia“ ein großer Erfolg gelungen. Die Songs schrieben seinerzeit die „Rosenstolz“-Autoren Peter Plate und Ulf Leo Sommer.

von

Günter Schwarz – 02.07.2016