Kunstmuseum København: kein „Neger“ mehr
Das Wort „Neger“ hat in Københavns Museum für Kunst nichts mehr verloren. Die Meinung vertritt zumindest dessen Chef und ließ es aus allenNamen, Titeln und Beschreibungen des Hauses entfernen. Dafür muss er in Dänemark nicht nur Kritik seitens des Kulturministers und vieler Kollegen anderer Museen einstecken, sondern auch große Teile der Bevölkerung sind nicht seiner Meinung.
Peter Nørgaard Larsen fand das Wort „Neger“ 13 Mal unter den mehr als 200.000 Kunstwerken seines Hauses und einmal fiel ihm auch das Wort „Hottentotten“ auf. Das war dem Leiter des Staatlichen Museums für Kunst in København zu viel.
Daraufhin ließ er das Wort in den Beschreibungen der Kunstwerke durch „Afrikaner“ ersetzen, was eine Museumssprecherin gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
Auch bei einigen Titeln von Kunstwerken wurde das Wort gestrichen, etwa bei dem Gemälde „Negerkopf“ des niederländischen Hofmalers Karel van Mander III 1609 – 1670), der ab 1631 abgesehen von einem vierjährigen Besuch in Italien von 1635 bis 1638 in Dänemark lebte und arbeitete, wo er auch 1670 in København verstarb.
Das Bild des Malers heißt jetzt „Kopf eines Afrikaners“ anstatt des ursprünglichen Names „Kopf eines Negers“. Die Sprecherin betonte aber, man habe keine Originaltitel geändert, die von den Künstlern selbst stammten. Umbenannt worden seien nur solche Werke, denen Kunsthistoriker in der Vergangenheit Namen gegeben hatten.
Der dänische Kulturminister Bertel Haarder äußerte sein Unverständnis für diese Aktion. „Ich persönlich finde, dass Dänemark ärmer wird, wenn wir unsere Vergangenheit als Kolonialmacht vergessen“, sagte er.
Auch Kollegen anderer dänischer Museen übten Kritik an der Umbenennung der Kunstwerke, in deren Namen das Wort „Neger“ enthalten ist. Erlend Høyersten, Direktor des Kunstmuseums Aros in Aarhus, sagte der Tageszeitung Politiken: „Das Menschenbild, auf das wir in den alten Titeln und Beschreibungen von Kunstwerken stoßen, kann etwas darüber aussagen, wo wir heute sind und wie weit wir gekommen sind.“
Der Umgang mit rassistischem Vokabular in bildender Kunst, Literatur und Filmen aus der Vergangenheit sorgt immer wieder für Kontroversen. Zuletzt entzündete sich 2014 ein Streit daran, dass ein schwedischer Fernsehsender aus den Verfilmungen des Kinderbuchklassikers „Pippi Langstrumpf“ von Astrid Lindgren das Wort „Negerkönig“ und eine weitere diskriminierende Szene entfernte.
Schon 2013 hatte der Friedrich Oettinger Verlag bekannt gegeben, Wörter wie „Neger“ und „Zigeuner“ aus seinen Übersetzungen von „Pippi Langstrumpf“ zu streichen. Auch um Ottfried Preußlers „Die kleine Hexe“ und Michael Endes „Jim Knopf“ gab es 2013 Diskussionen wegen rassistischer Begriffe.
von
Günter Schwarz – 07.07.2016