Dallas – Resultat des amerikanischen Waffenfetischismus
Das schreckliche, vorhersagbare Ergebnis einer Welt bewaffneter Bürger.
Die Morde in Dallas sind eine weitere Mahnung daran, dass Waffen eine zentrale Bedeutung haben und nicht nur „Zubehör“ sind, wie es die Waffenlobby und die Republikaner den US-Bürgern gerne glaubhaft machen. Sie sind ganz einfach eine amerikanische Plage der Gewalt!
Sie waren es schon seit den 1950er Jahren, als es einem verwirrten Ex-Marine-Soldat möglich war, nur mit einer einfachen Bestellung an ein Chicagoer Versandhaus sich eine militärische Waffe ins Haus bestellen zu können. Es war der John-F.-Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald, der als „Sniper“ (Scharfschütze) am am 22. November 1963 mit drei Schüssen, von denen zwei den 35. Präsidenten der USA von einem Hochhaus aus auch in Dallas tödlich trafen, die Welt veränderte und der wiederum nur zwei Tage später in Polizeigewahrsam von dem Nachtclubbesitzer Jack Ruby erschossen wurde.
Er ist jetzt abermals in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, der übersteigerte Waffen-Fetischismus mit Pistolen, Colts, Gewehren und Schnellgfeuerwaffen, mit denen jemand in der Lage ist, einen solchen Schrecken wie in der Nacht zum Freitag zu verbreiten. Es war zwar für niemanden konkret vorhersehbar, aber dennoch war es wenig überraschend. Das einzige, worin man sicher sein kann, nachdem das Massaker von Dalles betrauert sein wird, ist, dass es nicht der letzte Fall dieser oder ähnlicher Art in den USA gewesen sein dürfte. Eines Tages früher oder später verlauten in den Frühnachrichten kurz nach dem Aufstehen erneut ähnliche Meldungen über Rundfunk und Fernsehen.
Niemand weiß bislang mit Gewissheit, von wem und weshalb die fünf Polizisten letzte Nacht ermordet wurden. Es stehen lediglich Vermutungen im Raum für das, was geschah. Was man aber sicher weiß, ist das, was der Präsident bereits zuvor nach Schußwaffenvorfällen in der Öffentlichkeit und sogar an Schulen zu Recht vorgeschlagen hat, und an dem sich die gesamte Gesellschaft mitschuldig macht, was geschieht. Erst durch bis an die Zähnen bewaffnete Bürger, wird eine Situation geschaffen, in der Einsatz von Waffengewalt ganz alltäglich wird und nicht als Ausnahme geschieht, wie es eigentlich sein sollte und wie es sonst überall in der zivilisierten Welt auch ist.
Das Verbrechen in Dallas geschah mitten in einem allgemeinen Rückgang der Gewalt in der gesamten westlichen Welt, die zu der Einsicht gekommen ist, dass Gewalt nur dazu dient, Krisen zu verschärfen. Nur Amerikas Waffengewaltproblem bleibt dabei der große und schreckliche Ausreißer!
Waffen befähigen Extremisten, sich jederzeit militärischer Waffen zu bedienen, um das versuchen durchzusetzen, was sie wollen. Jede ganz normale politische Auseinandersetzung oder jede banale Meinungsverschiedenheit zweier Parteien kann schnell und binnen kürzester Zeit zu einem Massaker führen. Die Möglichkeit des Einsatzes von Waffen hat in vielen Menschen jegliche Skrupel abgeschüttelt, diese auch einzusetzen, sobald sie es für nötig erachten.
Irgendwann in einer nicht mehr fernen Zukunft ersetzt diese Art von „Straßentheater“ bei Demonstrationen der erzürnten amerikanischen Phantasie einen nachhaltigen Ausdruck zu verleihen. Waffen erlauben den Außenseitern der Gesellschaft, deren Mitte zu besetzen, und ein ganz untrügliches Zeichen, das dem bereits jetzt schon ist, ist das Auftreten des wahrscheinlichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner Donald Trump in seinem sogenannten Wahlkampf, bei der er keine Gelegenheit auslässt, schändlichste Hetze gegen jeden und jede Bevölkerungsgruppe zu betreiben, wie es ihm gerade in den Sinn kommt oder wie er es für bei der einen oder anderen Gelegenheit für opportun hält.
Die scheinbare Verbreitung der normalen Erwartungen über Gewalt im öffentlichen Leben erinnert einige „Alt-1968er“ sicher an ein schreckliches „Jahr-obwohl“, und wenn Sie glauben, dass dieses das Jahr 1968 ist, so können sie nicht dabei gewesen sein, da das Jahr von einem extremen Generationenzusammenbruch geprägt wurde. Es war seinerzeit ein weithin heftiger Krieg, der sich nach außen richtete und die Staaten von dem damals unendlich unbeliebten scheidenden Präsidenten Lyndon B. Johnson geführt wurde, der im Novemvber abgewählt wurde. Aber auch da wurde Waffengewalt nicht nur beiläufig eingesetzt, sondern es geschah instrumental und leitete kausal den Zusammenbruch der traditionellen sozialen Ordnung ein. Wenn Robert Kennedy und Martin Luther King, Jr., nicht so leicht mit einfach verfügbaren Waffen getötet worden wären, würde 1968 heute eine andere Bedeutung haben.
Wieder einmal muss erklärt werden, weil nicht oft genug untersucht werden kann, welche verzweifelten Bemühungen der National Rifle Association „Forschung“ zuzuschreiben sind, das „Recht“ auf Waffengewalt zu verhindern. Die diesbezügliche Forschung kann nicht übergegangen werden und bestätigt schlüssig, was der gesunde Menschenverstand schon lange vermuten lässt. Waffen sind nicht nur das Instrument; Waffen sind das Problem! Je mehr Waffen es gibt, desto öfter und vermehrt kommt es zu Waffengewalt.
Im Lichte der letzten Attentate der Nacht, es ist auch wichtig, sich daran zu erinnern, dass es, je mehr Waffen es gibt, desto größer auch die Gefahr für die Polizisten selbst wird. Es bedarf keine Entschuldigung bei nicht gerechtfertigter Polizeigewalt darauf hinweisen, dass in einem schwer bewaffneten Land ein jeder Polizist meint, dass ein Verdächtiger bewaffnet ist und mit hoher Wahrscheinlichkeit in Panik geraten kann. Er selbst fühlt sich somit auch nicht sicherer als der Verdächtigte.
In den USA ist es also schon soweit gekommen, dass man es natürlich akzeptiert, dass jeder gewöhnliche Polizist schwer bewaffnet und jederzeit bereit ist, tödliche Gewalt anzuwenden. So sollte es aber nicht sein. Ein schwarzer Mann mit einer Waffe in der Tasche kann nicht fähig sein, einen weißen Polizisten zu töten, so lange er die Waffe in der Tasche stecken lässt. Aber wenn eine Nation Menschen das Mittragen und verdeckte Tragen tödlicher Waffen erlaubt, muss es zu tödlichen Zwischenfällen kommen, und es ist auch ein Ergebnis der toxischen Rassengeschichte in den USA.
Die Tragödie der Nacht stellt zudem auf groteske Weise die Behauptung ad absurdum, dass ein guter Kerl mit einer Waffe einen schlechten Kerl mit einer Waffe zu stoppen versuchte. Es waren keine „gute Jungs“, und sie hatten ihre Kanonen nicht „nur so“ und fünf Polizisten starben, die so hilflos wie alle anderen Bürger der amerikanischen Gesellschaft sind.
Wieder einmal kann der Unterschied in den politischen Ansichten klar und kühl angegeben werden, Es sind diejenigen, die auf das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit bestehen, die das offene Tragen von Feuerwaffen verteidigen und die durch die Verfügbarkeit von militärischen Waffen und deren unbegrenzte Verbreitung wesentlich dazu beitragen. dass das Morden fortgesetzt wird. Sie haben keinen einzigen Plan, um das zu beenden, außer das Feuer mit Gegenfeuer zu erwidern, was zu Resultaten führt, die bekannt sind.
Von den Menschen, die diese gegenwärtigen US-Waffengesetze nicht befürworten, weiß man, dass „Kandaren“ letzendlich auch nicht dazu führen, Gewalttaten gänzlich zu verhindern, aber sie helfen einen Massenmord an den Polizeibeamten in Einklang mit dem Mord von unschuldigen Männern zu bringen, die während Verkehrs- und Personenkontrollen überprüft werden und sich als harmlose Zivilisten oder gar hilflose Kinder erweisen.
Das Land ist jetzt deutlich unter jenen geteilt, welche die Morde und die Gewalt zu beenden suchen und diejenigen, die dieses nicht wollen. – Um es in den Worten eines alten Aktivisten-Songs zu sagen: „Auf welcher Seite stehst du?“
von
Günter Schwarz – 09.07.2016