Polizeigewalt in Hamburg?
In den sozialen Medien wird wieder ein vermeintliches Skandalvideo mit Begeisterung geteilt. Polizeigewalt in Hamburg! Mehrere Beamte gehen mit brachialer Gewalt des Gesetzes gegen drei arme Jugendliche vor. »Das sind noch Kinder!«, ruft der offensichtliche Urheber des Handy-Films mehrfach empört. Auch der NDR 1 Welle Nord-Moderator Jan Malte Andresen teilt das Video auf seiner Facebook-Seite. »Kein ruhmreicher Einsatz der Polizei Hamburg – Verstärkung wegen drei aufmüpfiger Teenager!«, kritisiert der Moderator das Vorgehen der Beamten.
Amerikanische Verhältnisse in Hamburg?
Nein! – Das Video dokumentiert ganz ohne Zweifel die Festnahme von drei wenig kooperativen Personen. Um »Kinder« handelt es sich ganz offensichtlich nicht. Und selbst wenn, belegen Rufe wie »Du Hurensohn!« und andere Beleidigungen seitens der Festgenommenen, dass es sich zumindest nicht um brave Kinder handelt. Ebenfalls trägt der Handy-Filmer nur wenig zu Deeskalation der Situation bei, sondern bedrängt die Beamten bei der Durchführung einer Polizeimaßnahme.
Obwohl das Video ganz offensichtlich eine sehr einseitige Version der Ereignisse wiedergibt, lassen sich selbst Moderatoren dazu hinreißen, das Video zu verbreiten und den Einsatz der Polizei zu kritisieren.
Die Pressestelle der Polizei Hamburg kommentiert den Vorfall mit folgender Meldung:
Quelle: Presseportal POL-HH: 160708-2
Hamburg (ots) – Zeit: 07.07.2016, 19:00 Uhr bis 20:50 Uhr Ort: Hamburg-Dulsberg, Schule Alter Teichweg
Ein 17-Jähriger wurde von Polizeibeamten vorläufig festgenommen, nachdem er eine Schulveranstaltung mehrfach störte. Das zuständige Landeskriminalamt 154 hat die Ermittlungen übernommen.
Der 17-Jährige begab sich trotz Hausverbotes auf das Schulgelände, auf dem eine Veranstaltung stattfand. Der Jugendliche beleidigte dort die anwesenden Lehrer und beging mehrere Sachbeschädigungen, in dem er Mobiliar und Geschirr des aufgestellten Buffets zerstörte. Dabei zog sich der 17-Jährige Schnittverletzungen zu. Nach einer körperlichen Auseinandersetzung mit einem Lehrer verließ der Randalierer das Schulgelände. Die alarmierten Polizeibeamten konnten den 17-Jährigen in unmittelbarer Nähe der Schule antreffen. Bei der Durchführung der polizeilichen Maßnahmen zeigte sich der Jugendliche zunächst äußerst unkooperativ. Nachdem sich der 17-Jährige etwas beruhigt hatte, wurde er zwecks medizinischer Versorgung einem Krankenhaus überstellt.
Später am Abend wurde die Polizei erneut verständigt, da der 17-Jährige wieder versuchen würde, auf das Schulgelände zu gelangen. Die Polizeibeamten konnten den Randalierer in Begleitung anderer Schüler erneut auf dem Gelände der Schule antreffen und den Jugendlichen in Gewahrsam nehmen. Dabei leistete dieser erheblichen Widerstand. Aus einer beiwohnenden Gruppe von etwa 30 Personen traten drei Mitschüler (alle 16 Jahre alt) heraus und beleidigten und bedrängten die eingesetzten Polizeibeamten massiv, sodass Pfefferspray gegen eine Person eingesetzt wurde. Nachdem weitere Polizisten am Einsatzort eintrafen, konnten die drei Mitschüler/innen in Gewahrsam genommen und zum Polizeikommissariat 37 transportiert werden. Die Jugendlichen wurden dort von ihren Erziehungsberechtigten abgeholt.
Die Ermittlungen dauern an.
von
Michael Schwarz – 12.07.2016