Mit mehr als einer halben Milliarde Euro zusätzlich bis 2031 soll der öffentliche Nahverkehr in Schleswig-Holstein deutlich attraktiver werden.

Der Schleswig-Holsteinische Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) kündigte am Freitag in Kiel einen großen Qualitätssprung an. Der Landesanteil aus dem 8,2-Milliarden-Euro-Topf des Bundes für sogenannte Regionalisierungsmittel solle für den Ausbau und die Wiederbelebung von Bahnstrecken ebenso genutzt werden wie für mehr Pünktlichkeit, bessere Informationen für Fahrgäste, WLAN in Zügen und Barrierefreiheit an weiteren Bahnhöfen. Er strebe außerdem einen einheitlichen Tarif in Schleswig-Holstein, Hamburg und im nördlichen Niedersachsen an, sagte Meyer.

Als größte Investitions-Projekte der nächsten Jahre nannte Meyer neben der bereits beschlossenen Reaktivierung der Bahnstrecke Kiel-Schönberger Strand, die beiden geplanten Schienenprojekte „S 21“ (Hamburg-Kaltenkirchen) und „S 4 Ost“ (Hamburg-Bad Oldesloe) sowie den Ausbau der Strecke Wrist-Kellinghusen. Darüber hinaus steht auch die Reaktivierung der Strecke Geesthacht-Nettelnburg auf dem Plan. An der Westküste soll zudem künftig ein Schnellbus zwischen Itzehoe und Brunsbüttel verkehren.

Inwieweit dieses ergeizige Projekt jedoch realisierbar sein wird, hängt nicht allein vom derzeitigen Verkehrsminister Reinhard Meyer ab, denn bis zum Jahr 2031 nüsste er und seine Partei noch drei Legislaturperioden in der Regierungsverantwortung überstehen, und das scheint doch sehr fraglich. Wie eine andere Regierung dann mit seiner Planung des öffentlichen Verkehrs von Bus und Bahn umgehen wird, muss abgewartet werden, aber vermutlich wird diese eigene Schwerpunkte setzen, die völlig anders geartet sein können und Meyers Pläne ad absurdum stellen.

Somit sei dem Verkehrsminister Meyer geraten, nicht ein derartig großes und langwierig dauerndes Pojekt so großspurig anzukündigen, von dem er schon jetzt weiß, daß es recht sicher nie Realität werden wird.

Bislang ist es in den 60 Jahren der eigenständigen deutschen Provinz Schleswig-Holstein noch keinem Verkehrsminster des Landes gelungen, einen vernünftigen und verkehrsgerechten Verkehrsfluss in der Ost-West-Richtung zu organisieren. Von Niebüll, Flensburg oder Kiel nach Hamburg oder umgekehrt kommt man sehr schnell, aber versucht man, beispielsweise von Kiel oder gar von Lübeck nach St. Peter-Ording zu reisen, so begibt man sich auf eine Reise, zu der „In 80 Tagen um die Welt“ geradezu einer Erholungsreise gleicht.

von

Günter Schwarz – 17.06.2016