Die Entwicklung bei den Portopreisen in Dänemark könnte man vielleicht am treffendsten mit „Fortschritt hat seinen Preis“ beschreiben. Doch ist das wirklich angebracht, für eine Postkarte von Kruså oder Padborg nach Flensburg 25 Kronen (3,36 Euro) nur an Porto zu zahlen, die lediglich 10 oder 13 km an  Wegstrecke zurücklegen müssen?

Die dänische Post versucht, die seit dem 1. Juli geltenden Preise zu verteidigen, die ihr durch die zunehmende Digitalisierung und die dadurch abnehmende Briefpost entstanden sind. Die Post argumentiert, das Porto endlich vereinfacht zu haben. Acht Kronen für einen normalen Brief innerhalb Dänemarks und 25 Kronen für einen ins Ausland – egal, ob nach Flensburg oder San Francisco und egal, ob eine kleine Postkarte oder eine schwere Sendung von bis zu 100 Gramm.

Im Prinzip hat die Post ja Recht, denn einfach ist gut. Doch was ist mit den Postkunden im Grenzland, die, wenn nicht täglich, so doch regelmäßigen Postverkehr mit Familie, Bekannten, Unternehmen oder Institutionen südlich der Grenze pflegen? Denen tut dieser Preisanstieg echt weh. Deutschland ist eben noch längst nicht so digitalisiert wie Dänemark.

Nach Ansicht der dänischen Post ist eine regional andere Preispolitik innerhalb Dänemarks aus vielerlei Gründen natürlich nicht machbar –  und somit sind Sonderkonditionen für Nordschleswig ebenso auszuschließen, da andernfalls auch weitere Postkunden darauf bestehen könnten, Sonderkonditionen zu verlangen, weil sie ihre Karten oder Briefe beispielsweise nur innerhalb einer Kommune versenden.

Aber könnte es nicht vielleicht wenigstens eine Ausnahme für ganz leichte Briefchen oder Postkarten geben, die man persönlich am Postschalter abgibt? Müssen es denn wirklich umgerechnet 3,36 Euro  sein, die Urlauber für die Postkarte nach Hause ausgeben müssen (man bedenke, wer zehn Postkarten aus dem Dänemark-Urlaub schreibt, muss 250 Kronen alleine für das Porto zahlen!).

Im Grenzland wenden sich viele Menschen so weit es geht von der Papier-Post ab und stürzen sich, ganz wie es die Politik will, ins Digitale. Der traditionelle Brief- und Postkartenverkehr verkommt somit zur Nostalgie, und die Post degradiert sich zum „Laufburschen“ für den Online-Handel. Vielleicht ist es tatsächlich nicht abzuwenden, aber es ist sehr bedauerlich, denn das Brief- und Postkartenschreiben ist Teil einer Kultur, die den Menschen durch die „Porto-Politik“ verlorengeht.

In Sachen Effizienz hat die Post mit dem Internet ihren Meister gefunden – doch die Auseinandersetzung mit Schrift und Sprache, das Feierliche eines handgeschriebenen Briefes, das verschwindet oder wird zum reinen Luxus, den sich tatsächlich heute nicht mehr jeder leisten kann.

Nur durch staatliche Subventionen wäre es weiterhin möglich, dem Einhalt zu gebieten. Doch das ist politisch nicht gewollt. Und somit hat „Fortschritt eben seinen Preis“ – in diesem Falle  besonders für die Romantiker, die noch die „gute alte“ Postkarte lieben oder einen richtig mit der Hand geschriebenen Liebesbrief zu schätzen wissen, und einem „blöden Sticker“ von Facebook-Messenger, Viber & Co. wenig Symphatie abgewinnen können.

von

Günter Schwarz – 17.06.2016