Warum der „Türkei-Putsch“ scheiterte
Nur wenige Stunden dauerte der Putschversuch, dann hatte die türkische Regierung die Lage wieder unter Kontrolle. Es stellt sich die Frage, warum dem Militär der Umsturz misslang und welche Rolle der Geheimdienst des Landes dabei gespielt haben könnte.
In der Türkei gibt es nach dem gescheiterten Putsch massive Eingriffe in Militär und Justiz. Die von Präsident Erdogan angekündigte „Säuberung“ läuft auf Hochtouren: Bereits 6000 Menschen wurden festgenommen. Nach aktuellen Angaben der ARD Tagesschau sollen sich noch 140 Richter und Staatsanwälte auf der Flucht befinden, nach denen die türkische Polizei landesweit intenesiv fahndet.
Allein knapp 3000 Verdächtige aus den Reihen der Streitkräfte sind seit gestern festgenommen worden. Unter ihnen sollen sich auch die Generäle Adem Hududi, der Chef der Zweiten Armee, Erdal Öztürk, der Chef der Dritten Armee und Akın Öztürk, der Luftwaffenkommandeur befinden.
Sie spielen Medienberichten zufolge Schlüsselrollen beim fehlgeschlagenen Putsch. Dass der Staatsstreich scheiterte, hatte zwei Hauptgründe: Die Militärführung stand weder geschlossen noch mehrheitlich hinter den Umsturzplänen, und der Geheimdienst hatte offenbar Wind von der Aktion bekommen, weshalb sie um mehrere Stunden vorverlegt wurde.
Fehler bei der Umsetzung
In der im Fernsehen verlesenen Erklärung war von einer Ausgangssperre ab 06.00 Uhr die Rede. Der Politikwissenschaftler Hüseyin Ersöz meint, dass daraus geschlossen werden könne, dass der Putsch eigentlich erst in den frühen Morgenstunden beginnen sollte. „Präsident Recep Tayyip Erdogan sollte von seinem (Urlaubs-)Hotel in Marmaris abgeholt und in Gewahrsam genommen werden. Doch weil – so verstehen wir es – der Geheimdienst dem Präsidenten bereits am Nachmittag von einem möglichen Plan berichtete, haben die Putschisten schon um 22.00 Uhr angefangen.“ Das vorzeitige Losschlagen habe zu großen Ausfällen und Fehlern bei der Umsetzung geführt.
von
Günter Schwarz – 17.06.2016