Nachdem die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich und Paris relativ ruhig vonstatten gehen konnte, und nachdem der erste „Schock von Nizza“ verflogen ist, kam es jetzt wieder zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei in den Banlieues von Paris.

Die seit Jahren anhaltenden Unruhen in den überbevölkerten und durch Arbeitslosigkeit geplagten Vorstädten von Paris wurden jetzt durch den Tod eines 24-jährigen Mannes, der sich im Polizeigewahrsam in Beaumont befand, erneut ausgelöst. Der Mann, dessen Name mit „Adama“ angegeben wird, war von der Polizei am Montag wegen einer Erpressung verhaftet worden. Er starb später am Dienstagnachmittag in Polizeigewahrsam, wie von der Tageszeitung „Le Parisien“ berichtet wurde. Der Anwalt des Mannes,Yves Jannier, bestätigte die Angaben der Polizei, wonach sein Mandant an den Folgen eines Herzinfarkts verstarb. Freunde von Adama haben allerdings Zweifel an dieser offiziellen Darstellung und behaupten, ihr Freund verstarb nach Schlägen durch die Polizei.

Daraufhin breiteten sich Gewalt-Szenen über Nacht in dem Nord Pariser Vorort aus, wobei sich Einwohner aus dem Val d’Oise Bereich wahre Schlachten mit der Polizei lieferten, nachdem sie die Nachricht erreicht hatte, dass ein junger Mann in einer Polizeistation in Beaumont verstorben war.


Beaumont sur Oise: 6 Polizisten in der Nacht verletzt – mit Schrotwaffen beschossen
„Etwa einhundert Menschen begaben sich zur Polizeistation Beaumont, um in den Räumlichkeiten der Gendarmerie nach der Person zu suchen, die in Beaumont verstorben war“, sagte Jean-Simon Merandat, Direktor des Val d’Oise Präfekt-Büros, dem Radiosender France Info.

Zeugen berichteten, sie hätten mehrere Explosionen gehört, wobei sie nicht in der Lage waren zu bestimmen, wo sie stattgefunden hatten. Jugendliche rannten durch die Straßen und grölten „Mörder, Mörder, Mörder…“ sobald sie auf die Polizei stießen. Während dieser Exzesse wurden nach Polizeiangaben drei Brände in dem Stadtteil gelegt.


Angespannte Nacht in Beaumont sur Oise nach dem Tod in aus „ungeklärten Umständen“ eines jungen Mannes
Es mussten rund 150 Polizisten aufgewandt werden, um mit der Situation fertig zu werden, die sich dann ab 03.30 Uhr Ortszeit zu stabilisieren begann, sagte ein Vertreter der Stadt vor Ort. Zur Bekämpfung der gelegten Feuer wurden erwa 60 Feuerwehrleute eingesetzt.

Im Laufe der Krawalle wurde sechs Polizisten verletzt, da sie mit Schrotpistolen beschossen worden waren, weil sie Festnahmen von Jugendlichen vornehmen wollten, die sich durch besondere gewalttätige Taten hervorgetan hatten.

Der Gewaltausbruch ergab sich im Gefolge einer Entscheidung der französischen Regierung, den ursprünglich zum Monatsende bestehenden Ausnahmezustand für weitere sechs Monate bis Ende Januar 2017zu verlängern.

Nach langen Debatten, die dem grausamen Terroranschlag von Nizza in der letzten Woche folgten und bei dem 84 Menschen getötet wurden, stimmte die französische Nationalversammlung der Regierung zu, die Befugnisse der Sicherheitsbehörden zum vierten Mal zu verlängern. Die Verlängerung des Ausnahmezustandes muss jetzt noch vom Senat genehmigt werden.

Die Befugnisse, die sich aus diesem Gesetz ableiten, geben der Regierung und den Sicherheitsbehörden eine Reihe von außergewöhnlichen Rechten, um im Falle einer Bedrohung der nationalen Sicherheit flexibel reagieren zu können und ohne sich jede Aktion durch Staatsanwaltschaft oder Richter genehmigen zu lassen. Im Rahmen dieser Erweiterung haben französische Behörden wie die Polizei, Gendamerie oder das Militär z. B. Befugnis Hausarrest ohne Gerichtsbeschluss oder Hausdurchsuchungen ohne richterliche Genehmigung durchzuführen.

von

Günter Schwarz – 20.07.2016