Die Ermittlung und Fahndung dauert derzeit noch an. Während man in München fieberhaft nach den bis zu drei Tätern sucht, die am frühen Abend in dem Münchner Olympia-Einkaufszentrum acht Menschen töteten und zahlreiche Passanten verletzten, verbreiten sich in den sozialen Medien die wildesten Spekulationen.

Amok oder Terror?


Foto: BBC – Das Innere des Kaufhauses unmittelbar nach dem Anschlag

Ein oder mehrere Täter schießen in einem Einkaufszentrum in München um sich. Rasend schnell werden Handy-Videos und Fotos über Twitter und Facebook geteilt. Die Weltpresse schließt im Anschluß auf Brüssel, Nizza und Würzburg sofort auf einen terroristischen Anschlag.

CNN berichtet von angeblichen Augenzeugen, die behaupten der oder die Täter hätten während der Schüsse »Allahu Akbar« gerufen:

Keine andere Presseagentur stützt derzeit diese Behauptung. Die Möglichkeit über kriminelle vernetzte Terroristen wird jedoch insbesondere von den Rechtspopulisten begeistert transportiert. Auch die Polizei schließt präventiv einen terroristischen Hintergrund nicht aus.

Dagegen sprechen derzeit Indizien, wie zum Beispiel das Handy-Video eines Anwohners, der mit einem der Täter einen Wortwechsel hat. Deutlich wird bei diesem Video, dass der Täter einen sehr nervösen und »ungeplanten« Eindruck macht. Er wirkt nicht, wie ein militärisch oder polizeilich ausgebildeter Schütze, der einen terroristischen Anschlag durchführt. Anstelle politische Forderungen zu stellen, wie es bei Terroristen nahe liegen würde, erklärt sich der Täter selbst und betont Deutscher zu sein, sich in stationärer Behandlung befunden zu haben und offenbar aus einer »HartzIV-Gegend« zu stammen. Diese Indizien passen absolut nicht zu einem IS-radikalisierten Islamisten.

Der Fluch des Terrors

Während die Polizei und ermittelnden Behörden den Tathergang ermitteln, ist es unmöglich »Amok oder Terror« zu differenzieren. Dies ändert jedoch nichts an der Wahrnehmung und Angst der Bevölkerung. München ist im Stillstand. Busse und U-Bahn fahren nicht und die Polizei hat der Bevölkerung geraten zuhause zu bleiben. »Der Terror« besteht also ganz ohne Frage in der Tatsache, dass Menschen sehr beunruhigt und sensibilisiert sind – und dabei sehr bemüht sind, die Motive der Täter zu erfahren. Dies führt dazu, dass Städte und Kommunen sehr verletzlich geworden sind. In München gelingt es derzeit maximal drei Tätern eine Stadt komplett lahmzulegen. Die Besorgnis der Bevölkerung darf in so einem Kontext nicht unberücksichtigt bleiben.

von
Michael Schwarz – 23.07.2016