Razzia gegen Islamisten in Hildesheim
Gestern ging die Polizei gegen mutmaßliche Islamisten in Hildesheim vor. Nach Angaben des Innenministeriums Niedersachsen wurden die Räume des Deutschsprachigen Islamkreises (DIK) Hildesheim sowie acht Wohnungen von Vorstandsmitgliedern und Hintermännern durchsucht. An der Razzia nahmen bis zu 400 Einsatzkräfte aus den Inspektionen der Polizeidirektion Göttingen, der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen mit mehreren Einsatzhundertschaften sowie aus dem Landeskriminalamt Niedersachsen mit dem Spezialeinsatzkommando teil.
IS-Rekruten aus Hildesheim?
Die Polizeidirektion Göttingen hat die Federführung bei der Durchführung der operativen polizeilichen Durchsuchungen und weiteren möglichen Anschluss-Maßnahmen. „Der DIK in Hildesheim ist ein bundesweiter Hot-Spot der radikalen Salafistenszene, den die niedersächsischen Sicherheitsbehörden seit längerer Zeit beobachten“, sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD). Der Verein steht im Visier der Ermittler, da er sich nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden zu einem Schwerpunkt salafistischer Betätigungen in Niedersachsen und auch bundesweit entwickelt habe, heißt es in einer Pressemitteilung des Ministeriums. Zahlreiche Moschee-Besucher seien nachweislich nach Syrien und in den Irak ausgereist, unter anderem um sich dem „Islamischen Staat“ anzuschließen.
„Ein salafistischer Brennpunkt in Niedersachsen“
Der Präsident des Landeskriminalamts, Uwe Kolmey, hatte im Juni im Interview mit NDR 1 Niedersachsen gesagt: „Hildesheim ist durchaus ein salafistischer Brennpunkt in Niedersachsen. Wir stellen immer wieder fest, dass gerade in Moschee-Vereinen, in denen auch salafistische Prediger auftreten, die Gefahr von Radikalisierung besteht. Und ein solcher Ort ist auch der Deutschsprachige Islamkreis Hildesheim.“ In Hildesheim träten auch Prediger auf, die nicht aus Hildesheim kommen, sondern durchaus national bekannt seien. Moschee-Besucher kämen sogar aus dem benachbarten Ausland.
Pistorius: Prediger rufen zum Hass auf
Darüber hinaus lägen den Sicherheitsbehörden Erkenntnisse vor, dass im Verein Muslime radikalisiert und zur Teilnahme am Dschihad in den Kampfgebieten motiviert würden, heißt es im Innenministerium. In Predigten, Seminaren und Vorträgen werde auch zum „Hass gegenüber Ungläubigen“ aufgerufen. „Wir nehmen es nicht hin, wenn salafistische Vereine und ihre Hintermänner die bei uns geltenden Regeln ignorieren, sogar die verfassungsmäßige Ordnung in Frage stellen, und junge Menschen davon überzeugen wollen, sich dem selbsternannten IS anzuschließen. Das werden wir mit allen uns zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln bekämpfen“, so Minister Pistorius.
von
Günter Schwarz – 28.07.2016