Gläubige nutzen Kirchen als Orte der Besinnung und des Rückzugs. Dazu passe kein Konzept der verschlossenen Türen, so das Bistum Rottenburg-Stuttgart. Andere Kirchen haben nach den jüngsten Anschlägen dagegen die Sicherheitsvorkehrungen erhöht.

Nach mehreren Anschlägen in Deutschland und das Attentat auf die Gottesdienstbesucher in Saint-Etienne-du-Rouvray haben auch viele Kirchen ihre Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Diese müssten trotz aller Gefährdungen angemessen bleiben, sagte der Geschäftsführer der Berliner Domverwaltung, Lars-Gunnar Ziel, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aus einer Kirche könne und solle keine Festung gemacht werden.

Im Berliner Dom gelten erhöhte Sicherheitsvorkehrungen, die bereits nach den Terroranschlägen von Paris im November vergangenen Jahres angepasst wurden. Laut Geschäftsführer Ziel soll das Sicherheitspersonal keine Besucher mit großen Rucksäcken oder Taschen in das Innere des evangelischen Gotteshauses lassen.

Der Berliner Dom gehört zu den Wahrzeichen der Hauptstadt und wird täglich von vielen Touristen besucht. Außerdem finden dort regelmäßig Gottesdienste und andere Großveranstaltungen mit bis zu 1400 Gästen statt.

Keine Metalldetektoren, keine Taschenkontrollen

In anderen Bundesländern reagiert man dagegen noch nicht: Die Thomaskirche in Leipzig plant keine verschärften Sicherheitsmaßnahmen. Eine Szenerie wie auf dem Petersplatz in Rom „mit Metalldetektoren, Röntgengeräten und Taschenkontrollen kann ich mir nicht vorstellen“, sagte Pfarrerin Britta Taddiken. Natürlich gebe es ein Unsicherheitsgefühl. Andererseits könnten auch verschärfte Sicherheitsvorkehrungen Anschläge letztlich nicht verhindern, sagte Taddiken.

Erhöhte Wachsamkeit, offene Türen

In Baden-Württemberg sollen die evangelischen und katholischen Kirchen weiter offen bleiben. Die Erzdiözese Freiburg setze zwar auf erhöhte Wachsamkeit im Alltag, halte aber am Konzept der offenen Kirchen fest, sagte Sprecher Robert Eberle. Gerade in Zeiten von Verunsicherung, Angst und Entsetzen seien die Kirchen Orte, an denen getrauert und gebetet werden könne. Dies gelte für Christen ebenso wie für jene, die keiner Kirche oder Religion angehören, sondern nur einen Ort suchten, um eine Kerze zu entzünden. Das Sicherheitskonzept werde in enger Absprache mit Behörden an das jeweils aktuelle Gefahrenpotenzial angepasst, so Eberle weiter.

Auch die 2400 Kirchengebäude im katholischen Bistum Rottenburg-Stuttgart sollen offene Orte bleiben. Die Menschen nutzten Kirchen als Orte des Rückzugs, der Besinnung, der Trauer. „Dazu passen keine verschlossenen Türen“, sagte Pressesprecher Uwe Renz. Die Sorgen der Menschen müssten jedoch ernst genommen werden. Sie sollten sich jedoch nicht einschüchtern lassen, da sonst Terroristen und Amokläufer bereits eines ihrer Ziele erreicht hätten.

von

Günter Schwarz – 29.07.2016