Wladimir Putin zum Weltkriegsgedenken in Slowenien
Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich am Samstag zu einem eintägigen Besuch nach Slowenien begeben. Nach der etwas verspäteten Landung auf dem Laibacher Flughafen um etwa 14.00 Uhr reiste der Kreml-Chef in die Gemeinde Kranjska Gora. Dort wird er mit der slowenischen Staatsspitze auf dem Vrsic-Pass an einer Gedenkfeier für getötete russische Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg teilnehmen.
Die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen führten nicht nur in Slowenien, sondern auch in Österreich und Italien zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Neben sämtlichen Straßen in der Region Gorenjska ist unter anderem auch die Autobahn zwischen Ljubljana und der österreichischen Staatsgrenze gesperrt, weshalb auch der Karawankentunnel zwischen Kärnten und Slowenien bis zum Abend geschlossen wurde. Die Sperre führte bereits in der Früh zu erheblichen Staus.
Bei der Zeremonie bei der Russischen Kapelle am Vrsic-Pass wird Putin eine Rede halten. Das soll auch seine einzige öffentliche Rede sein, eine Pressekonferenz ist vorerst nicht vorgesehen. Bei der Gedenkfeier werden rund 2.500 Besucher erwartet. Am späten Nachmittag wird Putin in Ljubljana erwartet, wo er auf dem zentralen Friedhof ein Denkmal für die in den beiden Weltkriegen gefallenen russischen und sowjetischen Soldaten einweihen wird.
Die vor 100 Jahren errichtete Holzkapelle erinnert an rund 300 russische Kriegsgefangene, die 1916 bei dem Bau der Alpenstraße von einer Lawine getötet worden waren. Österreich-Ungarn hatte im Ersten Weltkrieg Kriegsgefangene zum Bau der Straße über den Bergpass, die zur Verpflegung von Soldaten an der Isonzo-Front diente, eingesetzt.
Putins Besuch findet in einer Zeit abgekühlter Beziehungen zwischen Russland und dem Westen statt. Als EU- und NATO-Mitglied versucht Slowenien trotz der EU-Sanktionen das Verhältnis zu Russland, einem seiner wichtigen Handelspartner, aufrecht zu erhalten. Vor diesem Hintergrund versucht Ljubljana die politische Bedeutung des Besuchs herunterzuspielen. Laut slowenischer Seite handelt es sich „in erster Linie um einen Gedenkbesuch, bei dem es aber auch Platz für Dialog geben werde.
Der Kreml spricht hingegen von einem Arbeitsbesuch, bei dem sowohl über bilaterale als auch internationale Themen gesprochen wird. Politische Treffen sollen am Rande des Besuchs stattfinden. Vor seiner Abreise wird Putin mit seinem slowenischen Amtskollegen Borut Pahor zu einem Vieraugengespräch zusammentreffen. Beim anschließenden Abendessen im Schloss Brdo bei Kranj wird außerdem die slowenische Staatsspitze anwesend sein.
Noch bevor Putin in Slowenien überhaupt gelandet war, haben in Ljubljana rund 30 in Slowenien lebende Ukrainer in der Nähe der russischen Botschaft gegen den Besuch des russischen Präsidenten protestiert. Eine noch kleinere Gruppe versammelte sich zur Unterstützung Putins.
von
Günter Schwarz – 30.07.2016