Die Dänen sind das europäische Volk, das pro Kopf den meisten Abfall produziert. Und nicht nur im Alltag, auch im Urlaub geben sie einen feuchten Kehricht auf die Umwelt. Das hat eine in Avisen.dk veröffentlichte Umfrage ergeben.  Und Zahlen der Fluggesellschaft SAS belegen das, denn weniger als jeder hundertste Fluggast entscheidet sich für das Angebot, CO2-Ausgleiche zu kaufen, obwohl die SAS dieses bewirbt.

Ein Flug von København nach Barcelona verursacht laut SAS pro Kopf  142 Kilogramm Kohlendioxid, was lächerliche 12,36 Kronen an Ausgleich kosten würde, die in den Aufbau nachhaltiger Energieerzeugung in China und Indien investiert werden. Zum Vergleich: In einem Familienwagen mit vier Insassen liegt der Pro-Kopf-Wert bei einer Autofahrt von Kopenhagen nach Barcelona bei etwa 75 bis 100 Kilogramm, je nach Motor.  Und wer mit dem Zug reisen würde, der hätte eine Bilanz von nur 30 Kilogramm. Selbst Reisebusse sind deutlich umweltfreundlicher als Flugzeuge. Scheren tut das einen Großteil der „Ökomilch-und-Jutebeutel-Caffe-Latte-Generation“ nicht im geringsten. Urlaub  wird in Amerika, in Thailand, auf den Malediven und vor allem am Mittelmeer gemacht.

Man kann das den Menschen schlecht zum Vorwurf machen. Die Hotelburgen und skandinavischen Ghettos in Spanien, ja, die kann man als kulturbeflissener Däne verabscheuen. Aber dass die Menschen sich nach der Fremde sehnen und zugleich keine Zeit für lange Anreisen haben, ist kaum zu ändern. Dennoch macht es manchmal wundern, wohin es zum Beispiel Schulklassen heutzutage verschlägt. Es scheint geradezu ein Wettbewerb darum ausgebrochen zu sein, welche Klasse das exotischste Ziel anpeilt.

Dass es auch in unserer Umwelt lohnenswerte und aufregende Reiseziele gibt, die locker ohne Flugzeug zu erreichen sind, wird dabei fast vollkommen übersehen. Genau, wie sich in Dänemark seit der Wiedervereinigung eine vollkommene „Deutschland-Blindheit“ breitgemacht hat. Alles wird auf Berlin reduziert, die Stadt wimmelt von Dänen, die glauben, dass dort ein ganz besonderer Geist herrsche.

Würden sie nach Hamburg, München oder Köln reisen, würden sie feststellen, dass es auch dort international, bunt, kreativ und lebendig zugeht – und dass die Museumslandschaften, gerade in München und im Kölner Raum, einen Urlaub an sich wert wären.

Aber was will man machen? Die Leute machen ja doch, was sie wollen und pflegen ihre Urlaubskultur. Es sei ihnen gegönnt, schließlich arbeiten sie hart dafür. Aber vielleicht klickt der eine oder andere ja in Zukunft dabei wenigstens auf den CO2-Ausgleichs-Button bei der Flugreservierung. Das wäre doch schon zumindest ein Zeichen, dass einem die Umwelt auch im Urlaub nicht völlig egal ist.

von

Günter Schwarz – 01.08.2016