Seit einiger Zeit schon schwelt der Konflikt zwischen Standard & Poor’s und der Türkei. Nach einer schlechten Bewertung durch die Ratingagentur drohte die Regierung in Ankara typisch im Stile Erdoğans sogar mit rechtlichen Schritten gegen eine negative Bewertung vorgehen zu wollen. Daraufhin konterte die Ratingagentur umgehend und stufte die Türkei am Montag als „Hochrisiko“-Land ein.

Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat die Türkei als „Hochrisiko“-Land eingestuft. Schon zuvor waren Investoren bereits vor einem „ziemlich hohen Risiko“ gewarnt worden. Die Bewertung folgt auf Drohungen der türkischen Regierung, die sich lautstark über „fehlerhafte Entscheidungen“ der internationalen Ratingagenturen beschwert hatte.

Standard & Poor’s hatte im vergangenen Monat schon die Bonität türkischer Staatsanleihen herabgestuft und den Ausblick am Montag sogar auf „negativ“ gesetzt, was weitere Verschlechterungen der Kreditwürdigkeit andeutet und in der Folge Investoren davon abhält, in der Türkei ihr Geld anzulegen. Die Agentur begründete die schlechtere Einschätzung mit den Folgen des versuchten Militärputsches, die zu einer Verhaftungs- und Suspendierungswelle durch nahezu alle gesellschaftliche Schichten führte und deren Ende noch nicht einmal abzusehen ist. Der Polarisierung der Regierungsbefürworter und –Gegner im Land ist derart groß, dass derzeit von Investitionen in der Türkei aufgrund unberechenbarer Unsicherheiten abzuraten sei.

Noch in der vergangenen Woche hatten Vize-Ministerpräsident Mehmet Simsek Schritte gegen die Rating-Agenturen mit der Begründung angekündigt, es gäbe keinen Anlass, die Bonität der Türkei schlechter einzuschätzen.

von

Günter Schwarz – 02.08.2016