
Akademiker-Kinder profitieren vom „Zweiten Bildungsweg“ – SF will Sonderregelung für sozial Schwache
Mit einem Auslandsaufenthalt, mit Verbandsarbeit oder einem Hochschulbesuch gibt der „Zweite Bildungsweg“ (kvote 2-systemet) jungen Leuten die Möglichkeit in ihre Traumausbildung zu kommen, selbst wenn der Notenschnitt dafür eigentlich nicht reicht. Einer der Grundgedanken hinter dem System ist, dass junge Menschen aus sozial schwächeren Verhältnissen eine Chance bekommen, in eine weiterführende Ausbildung zu kommen. Doch eine neue Untersuchung des Nationalen Forschungszentrums für Wohlfahrt (SFI) zeigt laut Informationen und Politiken, dass die Realität völlig anders aussieht. „Der , Zweite Bildungsweg‘ hat nicht dazu beigetragen, dass die begehrten Universitätsplätze für Leute aus sozial schwächeren Verhältnissen erreichbarer werden“, sagt Jens-Peter-Thomsen, leitender Forscher hinter der Evaluation.
Vorteile für sozial Starke
In manchen Studienfächern hat es sich gezeigt, dass junge Studenten, die durch den „zweiten Bildungsweg“ beschritten hatten und ausgewählt wurden, sogar einen noch sozial privilegierteren Hintergrund als diejenigen haben, die über den „Ersten Bildungsweg“ an den Studienplatz gekommen sind. Dies ist beispielsweise in den Bereichen Medizin und Architektur so, wo mehr Söhne und Töchter von Ärzten und Architekten über den „Zweiten Bildungsweg“ an ihren Studienplatz gelangen, als über den „Ersten Bildungsweg“.
Die Vorsitzende vom Danske Studerendes Fællesråd (dänische Studentenberatung), Yasmin Davali, sieht ebenfalls diese anhaltende Tendenz und meint, dass der Sinn hinter dem System verzerrt wird. „Die Art und Weise, wie es heute funktioniert, zeigt, dass oft junge Leute aus höher privilegierten Familien die Studienplätze bekommen“, so Davali. Sie sagt weiter: „Der Ausbildungssektor für Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen bietet noch immer keine gleichen Chancen.“
Sonderbehandlung für sozial Schwache
Die SF (Socialistisk Folkeparti / Sozialistische Volkspartei) ist der Meinung, dass für sozial Schwächere eine Sonderregelung zum Zugang zum Studium erhalten sollten. „Wir glauben, dass man im „Zweiten Bildungsweg“-System ein Auswahlkriterium einbauen sollte, dass es jungen Menschen aus sozial schwachen Verhältnissen leichter macht, an den Studienplatz zu gelangen denn jeder sollte die Möglichkeit haben, einen Studienplatz an der Universität zu bekommen“, so sagt der ausbildungspolitische Sprecher der Partei, Jacob Mark.
Ausbildungs- und Forschungsministerin Ulla Tørnæs (Venstre / sozialliberale Partei) ist von diesem Vorschlag allerdings nicht begeistert, aus ihrer Sicht würde es ein falsches Signal an alle fleißigen und ehrgeizigen jungen Menschen senden. Für sie sei es wichtig, dass Möglichkeiten für alle geschaffen werden, so Tørnæs.
von
Günter Schwarz – 04.08.2016