Die Pläne für den Ersatzbau der maroden Rader Hochbrücke im Zuge der Autobahn A7 werden konkreter. Vor dem geplanten Baubeginn in sieben Jahren werden immer mehr Einzelheiten über den „Jahrhundert-Bau“ bekannt, der sich dann hoffentlich als etwas stabiler als die jetzige Brückenkonstruktion erweisen wird.

Experten aus dem Tief- und Brückenbau gehen davon aus, dass die alte Brücke noch höchstens zehn Jahre genutzt werden kann. Bereits jetzt gilt auf der maroden Autobahnbrücke für Lastwagen ein Tempolimit von 60 km/h.

Eine zentrale Frage lässt sich schon jetzt mit ziemlicher Gewissheit beantworten. Das Ersatzbauwerk wird sich nicht dem am dichtesten bewohnten Bereich nähern, sondern rückt um ca. 50 Meter weiter nach Osten. Das hat das Verkehrsministerium in Kiel am Mittwoch bestätigt. „Man sei zwar noch ganz am Anfang der Planungen – ein Favorit zeichne sich jedoch jetzt schon ab“, sagte der Ministeriumssprecher Harald Haase.

Der Bau

Bevorzugt werde ein Ersatzneubau östlich der vorhandenen Brücke. Eine Schrägseilbrücke mit Pylonen sei Teil einer vorgelagerten Variantenstudie gewesen, so Haase weiter. Im Fall der Rader Hochbrücke sei aber eine Balkenbrücke wie im Bestand die Vorzugslösung. Diese Variante sei als Grundlage weiterer Planungen empfohlen worden.

Eine Reduzierung der Pfeileranzahl – derzeit sind es 28 – wäre denkbar, führe aber zu größeren Stützweiten und damit zu einem erhöhten baulichen und finanziellen Aufwand. „Eine Reduzierung ist daher derzeit nicht geplant.“

Der Zeitplan

Vom Bund wurde die halbstaatliche Planungs- und Baugesellschaft Deges mit dem Großprojekt beauftragt. So soll vorgegangen werden:

Von 2023 bis 2026 werden zunächst die nach Norden führenden Richtungsfahrbahnen über den Kanal gezogen – neben der jetzigen Querung.

Ab 2026 wird die alte Brücke abgerissen. Bis die zweite neue Fahrbahn gebaut ist, muss der gesamte Verkehr bis Ende 2029 über die dann fertige erste Brückenhälfte rollen. Experten gehen davon aus, dass die alte Brücke noch  höchstens zehn Jahre genutzt werden kann.

Um das Bauvorhaben „Hochbrücke 2.0“ voranzubringen, wird die Voruntersuchung in Abstimmung mit Land und Bund derzeit abgeschlossen. Die Entwurfsplanung erfolgt dann im Anschluss. Erst danach kann das zwei- bis dreijährige Planfeststellungsverfahren beginnen. Die Ausführungsplanung und Auftragsvergabe sind für 2021 und 2022 vorgesehen. Ab 2030 soll der Verkehr ungehindert auf voller Breite über den Kanal fließen.

Eine Umweltverträglichkeitsstudie ist in Arbeit. Die Richtungsfahrbahnen auf der neuen Brücke sollen jeweils 12,50 Meter breit werden – einen Meter mehr als bisher. Dadurch können die vier Spuren um Standstreifen erweitert werden.

Der Ort

Während die Planungs- und Baugesellschaft Deges bisher lediglich mitgeteilt hat, die neue Brücke werde unmittelbar neben der alten Brücke entstehen, kommen von Borgstedts Bürgermeister Gero Neidlinger differenziertere Angaben. Er erwartet, dass die neue Rader Hochbrücke am Ende „40 bis 50 Meter“ nach Osten vorrücken wird. Die erste Brückenhälfte wird nach seinen Worten nicht an die alte „angeflanscht“, vielmehr werde es einen klar sichtbaren Abstand zwischen der alten und neuen Brücke geben.

Mit einem Neubau östlich der maroden Brücke wird eine Forderung von Neidlinger erfüllt. „Östlich der bestehenden Brücke befindet sich hauptsächlich grüne Fläche. Ein Bau westlich würde bedeuten, dass der Ersatzbau rund 50 Meter in unser Dorf herein rückt.“ Zwei bis drei Häuser werden nach Darstellung des Bürgermeisters von der Verlagerung gen Osten betroffen sein, ein Haus werde direkt unter der neuen Brücke liegen. Er gehe davon aus, dass die Deges das Objekt aufkaufe, so Neidlinger. Noch offen ist, ob zwei weitere Wünsche der Anlieger erfüllt werden. Der Bürgermeister möchte erreichen, dass bei der neuen Brücke deutlich mehr für den Lärmschutz getan wird als bei der Querung aus dem Jahre 1972. Vor allem die Nahtstellen müssten verbessert werden. Weniger der Motorenlärm als vielmehr das Krachen der beweglichen Übergänge aus Stahl zwischen den Rampen und der Brücke macht vielen Borgstedtern zu schaffen.

Auch den Schwerlastverkehr während der mindestens siebenjährigen Bauphase will Neidlinger aus dem Ort heraushalten. Weitere Erkenntnisse erhofft er sich von einer Einwohnerversammlung mit der Deges im September in Borgstedt. Ein genauer Termin dafür steht laut Verkehrsministerium noch nicht fest.

von

Günter Schwarz – 04.08.2016