Keime im Trinkwasser: Neumünster kocht ab
Nach dem Fund von Keimen im Neumünsteraner Trinkwasser läuft die Bekämpfung auf Hochtouren. Die Stadtwerke Neumünster (SWN) raten ihren Kunden deshalb, das Wasser bis auf weiteres abzukochen. Das FEK hat einen Krisenstab eingerichtet und sucht mit Hochdruck danach, wie und wo die Keime in das Trinkwassernetz der Stadt eindringen. Bislang blieb die Suche danach erfolglos.
Zwei ältere Damen stehen bei Bäcker Andresen an der Theke, wollen Brötchen und Kaffee bestellen. Frühstück in der Marktpassage in der Neumünsteraner Innenstadt, wie immer. Doch am Donnerstag muss die Bäckereiverkäuferin Frau Matthies warnen: „Aktuell ist das Wasser in Neumünster nicht in Ordnung. Wollen Sie vielleicht doch lieber einen Kakao?“ Die rothaarige der beiden Damen antwortet schnell: „Dann nehmen wir lieber Kakao.“ Die Bäckereiverkäuferin erklärt den Kunden, dass im Wasser Keime festgestellt wurden. „Wir können nicht garantieren, dass das Wasser sauber ist – zumindest nicht beim Filterkaffee.“
„Wir lassen uns da nicht beunruhigen“
Auch beim Frisör um die Ecke gibt es Kaffee. Der wird aber immer ordentlich aufgebrüht, deswegen gebe es hier keine Gefährdung, erklärt Inhaberin Ülku Tunc. Und auch beim Haarewaschen ändert die Frisörin nichts: „Wir können hier ja nicht literweise Wasser abkochen, um unseren Kunden die Haare zu waschen. Wir lassen uns da nicht beunruhigen.“ Auch gegenüber in der Apotheke ist die Lage entspannt. „Wir benutzen immer sterilisiertes Wasser, wenn wir Medikamente zubereiten. Deswegen sind wir von der Notlage nicht betroffen“, erklärt Apotheker Manoochehr Rabiei.
Vier Lastwagen mit 14.000 Litern Wasser
Im Friedrich-Ebert-Krankenhaus an der Friesenstraße hat die Nachricht der Stadtwerke am Mittwochabend für mehr Aufregung gesorgt. Denn vor allem bei kranken Menschen muss das Pflegepersonal aufpassen, dass sie nicht mit dem keimhaltigen Wasser in Verbindung kommen. Die Leitung gab Handzettel an Pflegepersonal und Patienten aus. „Wir haben allen erklärt, weshalb und warum. Dann gab es auch keine große Aufregung“, erklärt Siegmund Franke. Er ist Pfleger in der Aufnahmestation für Herz- und Kreislaufpatienten.
Die Klinik versorgt Personal und Patienten über fest installierte Trinkwasserspender mit Leitungswasser. Wasserflaschen, wie in anderen Kliniken, gibt es hier nicht. Doch Patienten, vor allem in der Aufnahme, trinken viel. Die Klinikleitung musste reagieren. Der kurzfristig einberufene Krisenstab orderte vier Lastwagenladungen mit Wasser.
Die Salatbar bleibt leer
Jetzt stehen drei große Rollwagen mit Wasser im Flur von Station Nummer 30. Problem gelöst. Das neue Problem ist vielmehr: Wie soll die Station das ganze Wasser unterbringen, wenn der Flur schon voll ist? Daher ist hier aktuell alles etwas eng. Pflegedienstleiterin Kathrin Sawodo muss sich kümmern, ist aber entspannt: „Wir hatten hier schon viel größere Probleme. Vor einiger Zeit hatten wir einen Wasserschaden – damals hatten wir gar kein Wasser mehr. Das war viel dramatischer.“ Trotz vieler Vorsichtsmaßnahmen – das Klinikleben geht fast unbeirrt weiter. Die größte Umstellung für das Personal ist, dass die Salatbar momentan leer bleibt, denn wegen der Gefährdungslage kann der Salat nicht gewaschen werden.
von
Günter Schwarz – 05.08.2016