Schlechte Nachrichten für Metalheads und Festival-Fans: Die Ticketpreise für das Heavy-Metal-Festival werden im kommenden Jahr teurer. So kostet das reguläre Drei-Tages-Ticket 220 Euro für das kommende Jahr, statt der üblichen 190 Euro. Und dennoch meldete der NDR gegen 20 Uhr am Montagabend, dass von den 75.000 Karten für das W.O.A-Festival  im nächsten Jahr bereits mehr als 60.00 Karten verkauft wurden.

Die Begründung für die Preiserhöhung um ca. 16 Prozent ist, dass mehr Platz benötigt werde, da immer mehr Besucher mit überdimensionalen Großzelten und Wohnwagen anreisten. So habe man beim diesjährigen Wacken Open Air (W:O:A) allein sechs zusätzliche Flächen eröffnen müssen, hieß es.

Dafür sei 2017 eine frühere Anreise kostenlos. Wer bisher am Montag oder Dienstag auf die Campingplätze wollte, musste den Veranstaltern zufolge 30 beziehungsweise 20 Euro extra bezahlen. Mehr als 75 000 Besucher feierten in diesem Jahr bei der 27. Ausgabe des Open Air bis Samstagnacht mit.

Nachdem die 75.000 Besucher des Wacken Open Airs abgereist sind, begann am Montag die Arbeit der Aufräum-Helfer. Es müssen rund 600 Tonnen Müll vom Festivalgelände und den Campingplätzen, die etwa 270 Hektar groß sind, weggeschafft werden.

Also kommt nach Metal der Müll. „Jetzt beginnt der sportliche Wettkampf zwischen Aufräumern und Souvenirjägern“, sagt Britta Kock, Pressesprecherin des Wacken Open Airs (W:O:A) mit einem Augenzwinkern. „Als erstes entfernen wir alle Schilder.“ Denn nicht nur die Wackener Ortsschilder sind beliebt. Wo sonst Kühe grasen, wiesen Straßenschilder mit Aufschriften wie „Blind Guardian Boulevard“ oder „Fire Fighters Walk“ den Metalern den Weg zu ihrem Zelt. Auch Toilettenschilder sind ein beliebtes Mitbringsel. „Da müssen wir schnell sein, um denen Sammlern zuvorzukommen.“
Überhaupt geht das Aufräumen in der 1800-Seelen-Gemeinde ganz schnell – schließlich hat man erine jahrelange Erfahrung darin. Somit bleiben die Spuren des friedlichen und feucht fröhlichen Treibens der W:O:A-Fans nicht lange liegen. Bereits einen Tag nach Ende des Festivals herrschte schon wieder weitestgehend Ordnung im Dorf wie auch auf vielen Wiesen und Äckern, auf denen am Wochenende noch 75.000 Besucher ausgiebig feierten.

Am Straßenrand stehen fein säuberlich verschnürt schon zahlreiche Müllsäcke abholbereit. Von den 35 Kilometer Zaun ist kaum noch etwas zu sehen. Denn seit Sonntagnacht sorgen rund 1000 Helfer dafür, dass der Müll entfernt und alle Bühnen, Stände und Container abgebaut werden. „Bis Ende der Woche haben wir 80 Prozent der Aufräumarbeiten erledigt“, berichtet W:O:A-Mitorganisator Thomas Jensen. Das Müllkonzept sei auch in diesem Jahr wieder aufgegangen. „“Es ist weniger Müll“, so sein erster Eindruck. Als einen Grund nennt er das Verbot von Glasflaschen in einigen Bereichen des Festivalgeländes. „Der Aufruf wurde von den Fans gut angenommen.“ Dadurch habe es deutlich weniger Schnittverletzungen gegeben. „Und für die Aufräumteams ist es auch angenehmer, wenn keine Scherben zwischen dem Müll liegen“, weiß Jensen.

Nicht alles, was liegen bleibt, passt auch in Müllsäcke

Die Worte „aufräumen“ und „angenehm“ in einem Satz zu nennen, ist von Jensen nicht einfach so dahin gesagt. Tatsächlich haben die W:O:A-Veranstalter das Thema Müll einfach von der spaßigen Seite aufgezogen – eine erfolgreiche Idee, wie sich herausstellte, denn die Fans sorgten noch während des Festivals selbst für saubere Flächen, dem „Trashmobil“ sei Dank. Mit Mikrofon bewaffnet fuhr Fahrer Fritjof Heyn mit dem Pritschen-Transporter über das Gelände und animierte die Fans mit fröhlichen Sprüchen zum Müllsammeln. „Die Besucher brachten scharenweise Müllsäcke“. 200 Säcke kann der Transporter laden. Die Gäste-Metaler waren begeistert, „einige Damen wollten mich sogar vor Begeisterung küssen“, verriet der W:O:A-Mitarbeiter schmunzelnd.

Die Heavy Metal-Fans seien generell recht ordnungsliebend, findet Roland Kraus. Seine Tochter Daniela Butz verkaufte während des Festivals Getränke in seinem Garten an der Hauptstraße. „Ich hatte Mülleimer aufgestellt und die Fans warfen ihren Müll größtenteils auch da rein.“

Aber nicht alles, was liegen bleibt, passt auch in Müllsäcke. Nicht selten bleiben mitgebrachte Sofas oder Tische stehen. Zurückgelassene Grills, Zeltstangen und andere Metallteile locken Schrotthändler auf den Platz. Auf dem 270 Hektar großen Gelände packen aber auch viele Bürger aus Wacken und umliegenden Gemeinden mit an – ein lohnendes Geschäft. Familie Stammer aus Vaale hat sich schon zum dritten Mal zum Aufräumen auf den Weg in den Nachbarort gemacht. „Allein am Sonntag kamen so 300 Euro zusammen“, berichtet Claudia Stammer (10), die sich so mit ihren Brüdern Tjark (14) und Kevin (13) das Taschengeld aufbessert.

Im „Schlecker“ stehen immer noch unzählige Paletten Bier

Bis spätestens Freitag fegen unterdessen Mitarbeiter des Aufräumteams den Dreck im Dorf auf die Straße, der von einem Kehrfahrzeug gleich aufgenommen wird. Am Wegesrand stießen sie dabei gestern noch auf den einen oder anderen Fan wie Aaron OBrian. „Ich bin ins Koma gefallen“, erklärt der 33-jährige Engländer. Das Ende des Festivals verbrachte er im Krankenhaus – und verpasste deshalb seinen Rückflug. „Zum Glück wurde meine Jacke mit Flugticket und Portemonnaie im Fundbüro abgegeben“, sagt er erleichtert. Montag reiste er deshalb nochmal nach Wacken. Dort hatte er dann gleich noch einmal die Möglichkeit, sich ausreichend mit Reiseproviant und letzten Souvenirs einzudecken.

Im ehemaligen „Schlecker“ zum Beispiel stehen immer noch unzählige Paletten Bier. „Dieses Jahr gingen Drogerieartikel wie Shampoo und Deo sehr gut“, erzählt Drogistin Frauke Masuch. „Alkohol haben die Meisten nicht einmal beachtet.“ Im Allgemeinen stelle ein Metal-Festival wie das Wacken Open Air die Beteiligten vor eine Herausforderung. Denn 75 000 Metaller wollen nicht nur feiern, sondern auch versorgt werden.

Verständlich, dass sich unter den Dörflern jetzt, nach dem großen Ansturm, Erschöpfung verbreitet. „Friedlich“ war‘s dieses Jahr trotzdem wieder, da sind sich alle Wackener einig. Und auch für Tankstellenpächter Uwe Tönsing hat bis auf eine vom Kleintransporter touchierte Zapfsäule nichts zu beanstanden. „Mit den Gästen macht es jedes Jahr wieder Spaß.“

„Viel zu schnell vorbei“ ging es dagegen für Angelika Bluhm. In ein paar Tagen wird auch nichts mehr auf die Megaparty hinweisen. Dann ist der Müll weg, die Straßen wieder sauber und die Ortsschilder wieder da.

von

Günter Schwarz – 09.08.2016