Der Dritte Weltkrieg ist ein Szenario, welches man sich nicht vorstellen möchte. Experten und Verschwörungstheoretiker prognostizieren gleichermaßen, dass ein solcher globaler Krieg inmitten von Europa ausbrechen könnte. Umso unverständlicher scheint es dann, wenn ausgesendete Warnungen komplett ignoriert zu werden scheinen.

Bereits vor zwei Monaten richtete sich der russische Präsident Wladimir Putin in einer ungewöhnlichen Rede, anlässlich des diesjährigen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg, an die Presse mit einer Warnung und gleichzeitigem Apell an die Menschlichkeit.

Auszug [..] »Ich kann nicht umhin, die Frage an diejenigen zu richten, die für die Situation verantwortlich sind. Wisst ihr, was ihr getan habt? [..] Wir wissen, dass es so kommen wird und sie wissen, dass wir es wissen. Es seid nur ihr (die anwesenden Journalisten), denen sie irgendwelche Fabeln erzählen, die ihr dann an die Bürger eurer Länder weitergeben könnt. Ihre Leute haben überhaupt kein Gespür, für die große Gefahr. Das besorgt mich dabei. Wieso verstehen Sie nicht, dass die Welt in einen gefährlichen Strudel gezogen wird, der nur in eine Richtung läuft? Das ist das Problem. Aber sie tun gerade so, als würde nichts falsch laufen. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht mehr, wie ich noch zu euch durchdringen kann.«

Putin warnt die anwesenden Journalisten, dass die USA, Europa und Russland in Richtung eines Krieges driften.

Das Besorgniserregende: in den vergangenen zwei Monaten hat es in westlichen Medien, zum Inhalt dieser Rede, fast überhaupt keine Berichterstattung gegeben. N24 betont Putins Worte an die USA, in der er diese als Supermacht anerkennt und auch weiterhin auf gute Beziehungen hofft. Focus Online ergänzt die Nachricht, der Saal sei in Gelächter ausgebrochen, als Putin die russischen Hooligans angesprochen habe.

Ob man Putin nun mag oder auch nicht: Wenn der Präsident von Russland, bestückt mit Tausenden von Interkontinentalraketen, dem Westen vermittelt: »Ich weiß nicht mehr, wie ich zu euch durchdringen kann. Eure Medien sind kontrolliert. Ihr werdet manipuliert. Die NATO stationiert Raketen an unseren Grenzen. Euer Verhalten ist aggressiv. Ihr unterstützt und finanziert den radikalen Islam. Ihr destabilisiert den Mittleren Osten. Wisst ihr, was ihr getan habt?« — Wo sind die kritischen Stimmen? Innerhalb des politischen Spektrums und natürlich auch in den Medien.

Putin bezieht sich mit seinen Vorwürfen ebenfalls auf die derzeitige Flüchtlingssituation in Europa:

Auszug [..]»Eine andere Bedrohung, die Präsident Obama anführt, ist die Bedrohung durch ISIS. Nun, wer hat sie bewaffnet? Wer hat geholfen, die Syrer zu bewaffnen, um gegen das Assad-Regime zu kämpfen? Wer hat das politische Klima herbeigeführt, das den Vorgang noch verschärft hat? Verstehen sie wirklich nicht, wer dort in Syrien kämpft?«

Im Fokus der nicht-vorhandenen Berichterstattung stehen nicht die Vorwürfe Putins. Die Tatsache, dass ein russischer Staatspräsident seine Besorgnis über einen unmittelbar bevorstehenden Krieg gegenüber der Presse äußert, diese dann aber überhaupt nicht in der Presse auftaucht, ist ein ungeheuerlicher Vorgang.

Finanzen kollabieren, Grenzen kollabieren, Regierungen stellen sich gegenüber ihrer Bürger taub. Es scheint ein Zeitalter des Chaos und Größenwahns zu sein. Das alles sind Zeichen, die viele Historiker mit der Zeit vor großen Kriegen in Verbindung bringen können. Selbst das Pentagon räumt ein, dass wir uns derzeit an einer der instabilsten Perioden der Geschichte bewegen.

Putin bezieht sich in seinen Vorwürfen auf die Verletzung der Intermediate Gange Nuclear Forces Treaty (INF), die eine gegenseitige Abschaffung von Mittelstreckensystemen gewährleisten sollte. Russlands Sorge besteht in der fortlaufenden Installation US-amerikanischer »Anti-Missiles-Systeme« an den Grenzen zu Russland, die ohne viel Aufwand zum Abschuss von Kurz- und Mittelstreckenwaffen umfunktioniert werden können.

Ein Vorwurf, den sich die Medien stellen müssen

Der Vorwurf einer Nicht-Berichterstattung wiegt schwer, in einem medialen Klima, in dessen Zuge der Presse ohnehin wenig Vertrauen entgegengebracht wird. Paul Craig Roberts, US-amerikanischer Ökonom und Publizist und ehemaliger stellvertretender Finanzminister während der Regierung Reagan, formuliert in diesem Zusammenhang scharfe Kritik an der US-amerikanischen Presse. Roberts behauptet, die Regierung Bushs hätte »de facto« ein Propagandaministerium errichtet. Die Gleichförmigkeit der Medien sei, seit den 90er Jahrendurch Konzentrationsprozesse, so stark geworden, dass die Unabhängigkeit der Medien nicht mehr gewährleistet sei. In der Tat beherrschen in den USA die sechs Unternehmen COMCAST, NEWSCORP, Disney, ViaCom, Time Warner und CBS über 90% der Medienlandschaft. Im Jahre 1983 teilten sich diese 90% noch 50 verschiedene Unternehmen. US-amerikanische Nachrichten würden sich heute lediglich auf Propaganda aus Washington beschränken, so Roberts.

Putin richtete sich mit seiner Rede nicht ausschließlich an US-amerikanische Journalisten, betonte jedoch, dass eine einseitige Berichterstattung gegen Russland dazu führen würde, die Installation von Raketensystemen zu rechtfertigen. Dabei bezog er sich explizit auf die Stationierung von Raketensystemen in Polen und Rumänien.

Eine ausgewogene zweischneidige Berichterstattung stünde also in der Verantwortung aller Journalisten. Über die Gründe, warum die Berichterstattung über diese Rede auch von Deutschen und anderen europäischen Medienanstalten »vergessen« wurde, kann nur spekuliert werden. Berichterstattung bedeutet allerdings auch, dass »der Mann auf der Straße« von diesen Vorgängen erfährt und damit Diskussionen angeregt werden, die eine Änderung des Kurses herbeiführen könnten.

Sicher ist, dass die für 2018 geplante Stationierung von Raketensystemen in Polen die Geduld Russlands sehr beanspruchen wird.

» Ich bin [mir] nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen. «
— Albert Einstein

Video: Die komplette Rede vor den Pressevertretern vom 17. Juni 2016

von
Michael Schwarz – 10.08.2016