Keine Spur mehr von deutscher Ruder-Krise auf der Lagoa: Innerhalb von nur einer halben Stunde haben sich am Donnerstag beide Doppelvierer nach überragenden Rennen die Goldmedaillen gesichert.

Endlich deutscher Jubel auf der olympischen Ruder-Gewässer in Rio de Janeiro: Der deutsche Doppelvierer der Männer ist wie 2012 in London Olympiasieger. Philipp Wende, Lauritz Schoof, Karl Schulze und Schlagmann Hans Gruhne holten auf der Lagoa Rodrigo de Freitas in Rio de Janeiro die erste Medaille für den Deutschen Ruderverband. Silber ging an Australien, Bronze holte sich das Boot aus Estland.

„Die Genugtuung ist riesengroß. Eine Medaille war das Ziel“, jubelte nach dem Rennen Philipp Wende. „Wir können Gott danken, dass wir das schaffen konnten“, meinte Lauritz Schoof. „Heute kam uns unsere Physis entgegen.“

Das deutsche Weltmeister-Boot zog vom Start weg davon und hatte bereits nach 500 Metern 1,3 Sekunden Vorsprung auf Rang zwei. Auf den letzten 500 Metern kam Australien mit einer kontinuierlich höheren Geschwindigkeit zwar heran, doch das deutsche Boot verteidigte seinen Vorsprung.

Auch Frauen-Doppelvierer triumphiert

Nur knapp 30 Minuten später der zweite deutsche Paukenschlag auf der Lagoa: Der Frauen-Doppelvierer machte es den Männern nach und sorgte für die insgesamt dritte deutsche Goldmedaille in Rio de Janeiro. Annekatrin Thiele (Leipzig), Carina Bär (Heilbronn), Julia Lier (Halle/Saale) und Schlagfrau Lisa Schmidla (Krefeld) siegten auf der Lagoa Rodrigo de Freitas vor der Niederlande und Polen. Vor vier Jahren in London hatte der Frauen-Doppelvierer Silber hinter der Ukraine gewonnen.


Auch die Frauen holten sich in überragender Manier Gold
Im Ziel hatte das erst vor wenigen Wochen umbesetzte Boot eine knappe Sekunde Vorsprung. Bis zur 1500-Meter-Marke lag der Europameister, der als absoluter Topfavorit ins Rennen gegangen war, noch auf Rang zwei hinter Polen. Dann erhöhte Schlagfrau Schmidla die Frequenz.

„Wir sind cool geblieben, obwohl die Polinnen am Anfang wie die Teufel weggefahren sind“, freute sich Julia Lier im Ziel. „Ich wusste, dass wir die noch kriegen. Auf der zweiten Hälfte zuzulegen – das ist unsere Stärke“, stimmte Annekatrin Thiele zu.

Zweier-Teams gescheitert

Der Ruder-Zweier mit Kerstin Hartmann und Kathrin Marchand hat das Finale der olympischen Regatta in Rio de Janeiro derweil klar verpasst. Das Frauen-Duo kam am Donnerstag (11.08.16) im Halbfinale nur auf Rang fünf. Für die Final-Qualifikation hätten die EM-Zweiten mindestens Dritter werden müssen. Schon zur Halbzeit der 2000-Meter-Strecke lagen beide abgeschlagen zurück. Im Finale am Freitag treffen die Boote aus Dänermark, Neuseeland, Spanien, Großbritannien, Südafrika und den USA aufeinander.

Moritz Moos und Jason Osborne kamen im Leichten Doppelzweier der Herren ebenfalls nicht in den Finallauf. Nach Platz fünf im Halbfinale geht es am Freitag für sie im kleinen Finale um 14.20 Uhr MESZ weiter. Frankreich siegte (6:34,43 Min), vor den USA (6:35,19) und Irland (6:35,19). Alle drei zogen ins Finale am Freitag um 15.44 Uhr ein.

Ronja Fini Sturm und Marie-Louise Dräger – immerhin Vize-Europameister – verpassten im Leichten Doppelzweier auf Rang sechs den Einzug ins Finale und starten am Freitag um 14.10 Uhr MESZ im kleinen Finale. Die Niederlande qualifizierten sich mit 7:13,93 Min vor Kanada (7:16,35) und Irland (7:18,24) für das Finale am Freitag um 15.32 Uhr.

Vierer ohne Steuermann auch nicht im Finale

Die schlechte Performance der deutschen Starter setzte sich anschließend im Herren-Vierer ohne Steuermann fort. Als Sechster und damit Letzter seines Vorlaufs verpasste auch dieses Boot deutlich das Finale.

von

Günter Schwarz – 11.08.2016