Immer mehr Psychopharmaka im Blut von Drogenabhängigen
Dass viele Drogenabhängige unter psychischen Problemen leiden, ist kaum überraschend. Allerdings sind die Daten der Obduktionsberichte von toten Drogenabhängigen überraschend, die über der Zeitraum der vergangenen 20 Jahren umfassend an Dr. Line Krückow am Rechtsmedizinischen Institut in København gingen. Die Berichte zeigten, dass 1992 weniger als jeder 20. Tote, der auf Grund von Drogenmissbrauch starb, psychoaktive Medizin, sogenannte Psychotrope, im Blut hatte. 20 Jahre später hat fast jeder zweite Drogentote diese Stoffe im Blut.
Das stellt die Mediziner des Landes vor offensichtliche Fragen. Im Danish Medical Journal wird zur Studie geschrieben: „Unser Fund ruft die Frage auf, inwiefern die Stoffe nun öfter verschrieben werden oder den Weg auf den Schwarzmarkt gefunden haben.“ Neben der Tatsache, dass immer mehr Psychopharmaka im Blut der Drogentoten gefunden wurden, ist auch das Durchschnittsalter der Toten gesunken. Christian Tjagvad, Oberarzt im Gladsaxe Drogenberatungszentrum, zufolge, ist es möglich aber nicht sicher, dass dort ein Zusammenhang besteht: „Es ist ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt, wenn die Drogenabhängigen, die Psychopharmaka einnehmen, früher sterben.
Das jüngere Lebensalter kann lässt den Rückschluss zu, dass der Betroffene Medizin bekommt, die nicht mit den Rauschmitteln harmoniert.“ Vorsitzender der Dansk Psykiatrisk Selskab, Torsten Bjørn Jacobsen, räumt ein, dass heutzutage mehr antipsychotische Medizin verschrieben wird: „Es gibt ein paar Arzneien, die man heutzutage als Zusatz zur Drogenbehandlung anwendet. Wenn die Betroffenen es schwer haben zur Ruhe zu kommen, bekommen sie etwas, dass sie beruhigt.“ Er sagt aber auch, dass die Drogenabhängigkeit heutzutage weit komplexer ist, als noch vor einigen Jahren.
Bei Sind, der Landesvereinigung für psychische Gesundheit, pocht der Vorsitzende, Knud Kristensen, darauf, dass psychiatrische Patienten heute früher entlassen werden und es deshalb mehr Abhängige gibt, die die Dosierung in die eigene Hand nehmen. Einer der Gründe, warum die psychiatrischen Stoffe auf dem Schwarzmarkt so florieren.
von
Günter Schwarz – 12.08.2016