Die deutsche Dressur-Reiter haben in Rio das sechste Olympia-Gold für Deutschland geholt. Das deutsche Quartett siegte souverän vor Großbritanien und USA.

Dadurch ist sie die erfolgreichste Reiterin der Olympia-Geschichte. Schon während des Rittes im Grand Prix Special musste sie immer wieder lächeln. „Es ist heute optimal gelaufen. Heute war der Tag der Tage. Alles hat geklappt”, sagte die 47-Jährige aus Rheinberg. „Da darf auch ein Lächeln abfallen.”

Sie überholte in der Rekordliste die 1999 gestorbene Dressur-Legende Reiner Klimke. „Ich habe lieber eine Goldmedaille weniger und eifere meiner Oma mit 102 Jahren nach”, sagte Werth, die den Rekord „nicht so wichtig” nimmt. Aber dass sie die Goldmedaillen mit drei unterschiedlichen Pferden gewonnen habe, „das macht mich stolz und ist mehr wert als vieles anderes”.

Werth ritt mit Weihegold eine starke Runde und erhielt die Tageshöchstwertung. „Das war eine perfekte Prüfung von Weihe”, lobte sie ihre Stute. Sie sicherte sich den Sieg zusammen mit Kristina Bröring-Sprehe aus Dinklage mit Desperados, Dorothee Schneider aus Framersheim mit Showtime und Sönke Rothenberger aus Bad Homburg mit Cosmo. Silber holte Großbritannien. Bronze ging an die USA.

Die ersten Jubelschreie gab es schon vor dem letzten Ritt der Konkurrenz. Die deutsche Mannschaft feierte bereits, als die Britin Charlotte Dujardin mit Valegro einritt. So überlegen war das Team, dass der Sieg vorzeitig feststand. „Da fällt jetzt auch eine Last ab. Besser geht es nicht”, sagte Bundestrainerin Monica Theodorescu mit Tränen in den Augen. „Ich bin überwältigt. Das ist noch gar nicht angekommen.”

Die überragende deutsche Reiterin war wieder einmal Isabell Werth. Sie hat bei fünf Olympia-Teilnahmen seit 1992 nun sechsmal Gold und dreimal Silber gewonnen. Sie überflügelte Klimke, der sechsmal Olympiasieger war und dreimal Bronze holte. Die Profi-Reiterin sagte zum Vergleich mit Klimkes Erfolgen: „Es hört sich vielleicht blöd an, aber für Statistiken habe ich wenig übrig.”

Begonnen hat die glänzende Karriere von Werth vor 24 Jahren in Barcelona. Gigolo trug die damals 23-Jährige zur ihrer ersten Goldmedaille mit der Mannschaft. Vier Jahre später in Atlanta gab es sogar Doppel-Gold. Den bisher letzten Olympiasieg feierte Werth 2008 in Hongkong mit dem Team.

„Die Goldmedaille war zu lange in britischer Hand”, kommentierte Werth augenzwinkernd. 2012 war die Siegesserie der deutschen Dressur gerissen, in London hatten erstmals die Briten gewonnen. Bis dahin hatte es für deutsche Mannschaften nach 1972 bei jedem Start Gold gegeben.

„Ich bin froh, in dieser Mannschaft gewesen zu sein”, sagte Sönke Rothenberger. Der Olympia-Neuling war mit seinem Debüt zufrieden: „Ich habe das jüngste Pferd im Starterfeld. Cosmo hat gezeigt, wenn er noch reift, kann er in der Weltspitze mitmischen.”

Nur kleine Fehler zeigte Schneider. Die 47-Jährige aus Framersheim zeigte mit Showtime eine starke Leistung. „Ich bin ergriffen”, kommentierte sie ihren Ritt: „Ich habe mich grandios gefühlt.” Ihr zehnjähriger Wallach sei „sehr motiviert und wach” gewesen.

Bevor Werth den Sieg perfekt machte, ritt Bröring-Sprehe mit Desperados einen sicheren Special. Die Team-Weltmeisterin lenkte ihren Hengst souverän. „Wir haben eine Super-Stimmung im Team, das macht viel aus”, sagte sie.

Eine weitere Medaillenchance gibt es am kommenden Montag. In der Kür mit Musik kann Werth ihre Sammlung an Olympia-Plaketten erweitern. Favoritin im Einzel ist aber Doppel-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin.

von

Günter Schwarz – 12.08.2016