A.P. Møller-Mærsk gilt als Logistiker der Globalisierung. Doch die größte Container-Reederei der Welt leidet unter fallenden Frachtraten und niedrigem Ölpreis. Der massive Gewinneinbruch lässt sich nicht beschönigen.

Søren Skou spricht Klartext. „Das Ergebnis ist unbefriedigend“, erklärt der neue Chef der weltgrößten Container-Reederei, A. P. Møller-Mærsk. Es hätte auch keinen Sinn gemacht, die Quartalszahlen, die er am Freitag in København präsentiert hat, in irgendeiner Form zu beschönigen. Unter dem Strich verdiente der Konzern im zweiten Quartal nur noch 134 Millionen Dollar (120 Millionen Euro). Ein Jahr zuvor lag der Gewinn noch bei 1,1 Milliarden Dollar. Auch haben die Dänen weniger umgesetzt: Nach 10,5 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal verbuchten sie nun nur noch 8,8 Milliarden Dollar.

Die Aussichten für das Gesamtjahr sind auch nicht rosig. Skou prognostiziert ein „deutlich schwächeres“ Ergebnis als im Vorjahr und will deshalb weiter an der Kostenschraube drehen. An der Börse in Kopenhagen wurde das honoriert: Der Kurs der Møller-Mærsk-Aktie stieg zeitweise um mehr als fünf Prozent.

Dänemarks größtes Unternehmen kämpft in seinen beiden wichtigsten Geschäftsfeldern auf rauer See: Niedrige Frachtraten und der extrem gefallene Ölpreis haben dem Konzern, der hauptsächlich im Logistik- und Ölgeschäft tätig ist, schwer zu schaffen gemacht. Der schwache Welthandel und die damit gesunkenen Frachtraten treffen den Konzern an einer ganz empfindlichen Stelle. Denn Møller-Mærsk steht für rund 15 Prozent der gesamten weltweiten Containertransporte. Der Branchendienst Alphaliner hat ausgerechnet, dass die Mærsk Line nicht nur die mit Abstand größte Container-Reederei der Welt ist, sondern über die Jahre auch die höchste Gewinnmarge aller Konkurrenten erzielt hat. „Big is beautiful“ galt also auch auf den Weltmeeren.

Doch diese Glanzzeit ist vorbei. Im Oktober vergangenen Jahres präsentierte der damalige Møller-Mærsk-Chef Nils Smedegaard Andersen ein Sparprogramm sowohl für die Öl- als auch für die Containersparte. Insgesamt will das Unternehmen bis Ende kommenden Jahres mehr als 4.000 Stellen streichen. Schon damals zeichnete sich ab, dass der Konzern in unruhige See geraten war. Denn niemals zuvor musste Møller-Mærsk gleichzeitig in beiden Bereichen den Rotstift ansetzen. Meist konnten die Schwächen der einen Sparte mit der Stärke der anderen ausgeglichen werden.

Mittlerweile wurde Smedegaard Andersen abgelöst. Das Sparprogramm gilt aber auch unter Skou weiter. Der neue Chef, der sein Amt erst in diesem Sommer antrat, hat sich zur Aufgabe gemacht, die verschachtelte Konzernstruktur unter die Lupe zu nehmen und mögliche Alternativen auszuarbeiten. Zu diesen Optionen dürfte mit Sicherheit eine Aufspaltung der unterschiedlichen Geschäftsbereiche gehören. Schon länger waren Investoren mit der Performance des Konglomerats, das neben der Container-Reederei auch in der Ölförderung sowie im Erschließen neuer Ölfelder aktiv ist, nicht zufrieden.

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Günter Schwarz  – 13.08.2016