Kerbers Gold-Traum geplatzt
Unser Kieler „Mädel“, Angelique Kerber, hat sich den Traum vom olympischen Gold nicht erfüllen können. Sie fand im Finale einfach kein Mittel gegen eine wie berauscht aufspielende Monica Puig. Im Endspiel von Rio de Janeiro unterlag die favorisierte Kielerin am Sonntag (14.08.2016) mit 4:6, 6:4, 1:6 und musste sich mit Silber trösten. Für Puerto Rico war es die erste Goldmedaille überhaupt.
Kerber ging gegen die ungesetzte Puig als Top-Favoritin ins Match um Gold – doch die Puerto-Ricanerin, die zuvor unter anderem die Grand-Slam-Siegerinnen Petra Kvitova und Garbine Muguruza ausgeschaltet hatte, konnte auch das Finale ausgeglichen gestalten. Die Nummer 34 der Welt präsentierte sich furchtlos und entschlossen wie in den Matches zuvor, mit viel Tempo und variablem Spiel.
Es entwickelte sich ein hochklassiges Finale – vor allerdings unwürdiger Kulisse: Nachdem beim vorausgegangenen Herren-Halbfinale zwischen Juan Martin del Potro und Rafael Nadal noch mehr als 9.000 Zuschauer für Stimmung sorgten, war der Centre Court in Rio zu Beginn noch nicht einmal zur Hälfte gefüllt.
Puig aggressiver – Kerber überrascht
Für Stimmung sorgten vor allem die Fans aus dem Karibik-Staat, auch weil Puig von Spiel zu Spiel mehr Sicherheit gewann. Sie bewegte sich besser als die Nummer zwei der Welt und zeigte auch mehr Aggressivität. Zehn Punkte mehr durch direkte Gewinnschläge als Kerber im ersten Satz sprachen eine deutliche Sprache.
Kerber, die bis dahin ohne größere Widerstände durchs olympische Turnier marschierte, schien beeindruckt, womöglich auch etwas überrascht vom Auftritt ihrer Gegnerin, und wirkte zudem angeschlagen. Beim Stand von 4:5 und eigenem Aufschlag griff sich die Kielerin nach einem verlorenen Grundlinienduell an den Oberschenkel. Puig holte sich im Anschluss zwei Satzbälle, nutzte gleich den ersten mit einem starken Rückhand-Winner – und ballte entschlossen die Faust.
Kämpferisches Comeback im zweiten Durchgang
Es war Kerbers erster Satzverlust im olympischen Turnier – sie rief sofort die Physiotherapeutin und nahm den „Medical Timeout“. Im Anschluss kam sie wie verwandelt aus den Katakomben, besann sich wieder auf ihre Stärken und wirkte deutlich aggressiver. Wieder schaffte sie im ersten Spiel ein Break – und zeigte auch erstmals Emotion.
Bei Puig schlichen sich nun Fehler ein, doch sie behielt ihre beeindruckende Länge in den Schlägen bei. Ein ums andere Mal peitschte Puig ihre Rückhand genau bis an die Grundlinie, Kerber geriet immer wieder in die Defensive. Beim Stand von 4:3 setzte Kerber einen vermeintlich leichten Volley ins Netz – der Vorteil war dahin. Doch die Australian-Open-Siegerin zeigte Kampfgeist und Nervenstärke, schaffte sofort das Re-Break zum 5:4 und zitterte sich bei eigenem Aufschlag zum Satzausgleich.
Kerber feuerte sich mit einem lauten „Komm jetzt“ an – doch im entscheidenden Durchgang gewann Puig schell die Oberhand. Diesmal verlor Kerber ihr erstes Aufschlagspiel – und wirkte zunehmend ratlos gegen eine Gegnerin, die weiter auf herausragendem Niveau spielte und auch schwierigste Bälle ins Feld setzte. Mit einem unglaublichen Volley-Winner bereitete Puig ein weiteres Break vor – der Genickschlag für Kerber, die ihrer Gegnerin nur noch applaudieren konnte. Auch die Körpersprache der Kielerin verriet, dass sie nicht mehr an eine Wende glaubte. Nach 2:09 Minuten verwandelte Puig den vierten Matchball.
Dennoch hat Angelique Kerber Gold nicht verloren sonder Silber für Deutschland gewonnen ujnd wir gratulieren zu ihrer großartigen Leistung.
von
Günter Schwarz – 14.08.2016