Die Ruhe nach den Gewalttaten hielt nicht lange an – erst am Samstag in Sankt Gallen in der Schweiz  und vor wenigen Wochen im bayerischen Würzburg. Nun hat es Österreich erwischt. Hier rastete in einer Regionalbahn ein Mann ohne ersichtlichen Grund aus und stach in Vorarlberg wild um sich und verletzte junge Bahnfahrer. – Es bleibt nur zu hoffen, dass sich derartige Attacken in Regionalzügen nicht zum „Volkssport“ entwickeln.

Wie die Polizei berichtet, hat ein offenbar geistig verwirrter „Fastrentner“ aus Deutschland in einem Zug des ÖBB zwei Fahrgäste mit einem Messer attackiert. Der 60-Jährige sei am heutigen Dienstagmorgen gegen 6.35 Uhr in einem Regionalzug zwischen Bludenz und Feldkirch in Vorarlberg kurz vor einem Bahnhof völlig ausgerastet und auf die Fahrgäste losgegangen.

Die Bilanz der brutalen Attacke: Ein erst 19-Jähriger fing sich Stiche in den Bauch und den Rücken ein und ein sogar erst 17-Jähriger wurde am Hals verletzt. Anscheinend war ein mutiger Fahrgast mit dafür verantwortlich, dass nicht noch mehr passierte. Denn der Polizei gelang es nach der Einfahrt des Zugs in den Bahnhof, den 60-Jährigen noch vor Ort mithilfe eines weiteren Fahrgastes und unter Einsatz von Pfefferspray zu überwältigen und festzunehmen.

Wie die österreichische „Kronen Zeitung“ berichtet, ist der Helfer selbst erst 22 Jahre alt und hat seinen Einsatz mit leichten Verletzungen an der Hand überstanden. Die Fahrgäste, die alles mit ansehen mussten, wurden wegen des Schocks behandelt und setzten ihre Reise verspätet in einem Ersatzzug fort.

Laut dem „Krone“-Bericht hat Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher angegeben, dass der Messerstecher Papiere bei sich hatte, die auf psychische Probleme schließen lassen. Politische oder gar religiöse Motive schließe man bisher aus, auch wenn die Ermittlungen noch anhalten.

Lob soll es bereits für die Sicherheitskräfte vor Ort gegeben haben. Der Landesrat Erich Schwärzler bezeichnete deren Einsatz als „perfekt“. Dennoch merkte er an, man müsse noch mehr in die Sicherheit in den öffentlichen Verkehrsmitteln investieren. Man sei aber auf einem guten Wege, denn bereits jetzt würden alle Züge des Typs, in dem die Attacke stattfand, mit Kameras überwacht und in der Nacht von zusätzlich Sicherheitskräften überwacht.

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Günter Schwarz/dpa – 16.08.2016