Medaillen-Spektakel in der LagoaKajak-Vierer krönt Tag der deutschen Kanuten

Die Kanuten polieren die Medaillenbilanz des deutschen Olympia-Teams an ihren letzten Tag noch einmal gewaltig auf – und belohnen sich selbst mit der besten Bilanz seit Athen 2004. Gleich doppelt Grund zur Freude hat Sebastian Brendel, denn neben dem zweiten Gold wird ihm eine ganz besondere Ehre zu Teil.

Mit einem Medaillen-Spektakel haben Sebastian Brendel und Co. für einen triumphalen Abschluss der deutschen Mannschaft bei den olympischen Kanu-Wettbewerben gesorgt. Zweimal Gold sowie je einmal Silber und Bronze holten die deutschen Kanuten in der Lagoa Rodrigo de Freitas und machten damit die beste Bilanz seit den Sommerspielen 2004 in Athen perfekt. „Jetzt geht es ans Feiern“, sagte Disziplin-Bundestrainer Arndt Harnisch, nachdem der Kajak-Vierer im abschließenden Rennen die Konkurrenz regelrecht demoralisiert hatte.

Für das erste Gold des Tages hatten Sebastian Brendel und Jan Vandrey im Canadier-Zweier über 1000 Meter gesorgt. Brendel erhielt wenige Minuten nach seinem Triumph auch die Nachricht, dass er zum deutschen Fahnenträger bei der Schlussfeier am Sonntag bestimmt worden war. Außerdem holte der Kajak-Vierer der Frauen Silber über 500 Meter. Hauchdünn Bronze sichert sich Ronald Rauhe, der zeitgleich mit dem Spanier Saul Craviotto auf Platz drei gestoppt wurde. Mit insgesamt viermal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze gewann der Deutsche Kanu-Verband auch die Nationenwertung. Besser hatte das Team zuletzt vor zwölf Jahren in Athen mit viermal Gold und dreimal Silber abgeschnitten. Der DKV war damit auch bester deutscher Verband in Rio.

Allein zwei der vier Siege steuerte Ausnahmefahrer Brendel bei. Zusammen mit Jan Vandrey setzte er sich vor Brasilien und der Ukraine durch. „Unser Endspurt ist gut gekommen. Das ist unglaublich. Großer Respekt an den Jungen“, sagte Brendel in Richtung Vandrey. Der Youngster war nach dem Zieleinlauf überwältigt: „Ein bisschen nervös? Das war schon sehr aufregend.“ Zumal das deutsche Boot noch zur Hälfte weit zurückgelegen hatte, doch Brendel und Vandrey hatten das größte Stehvermögen. Dabei hatte der deutsche Verband erst kurz vor dem Olympia-Start trotz verpasster Qualifikation in dieser Disziplin noch eine Startgenehmigung erhalten, weil dem weißrussischen Verband wegen umfangreicher Dopingvorwürfe mehrere Quotenplätze aberkannt worden waren.

Akku leer, aber glücklich

Eine klare Sache war der Sieg des Kajak-Vierers. Vom Start weg übernahm die deutsche Mannschaft die Führung und ließ der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance. Am Ende fuhr das Quartett mit mehr als einer Bootslänge Vorsprung ins Ziel. „Sie haben sich genau an den Plan gehalten“, sagte Bundestrainer Harnisch zufrieden. Bei den Frauen reichte es nicht ganz zu Platz eins. Das Boot mit Franziska Weber, Tina Dietze, Sabrina Hering und Steffi Kriegerstein lag nach einem guten Start zwischenzeitlich knapp vorn, doch auf der zweiten Hälfte war der ungarische Vierer nicht mehr zu halten.

„Ich bin super glücklich, jetzt ist der Akku aber alle. Das ist eine super Mannschaft, das hat so viel Spaß gemacht“, sagte Weber, die zuvor schon mit Dietze im Zweier Silber gewonnen hatte. Erst nach einem Fotofinish durfte Rauhe über Bronze jubeln. Im Kajak-Einer über 200 Meter lag der Potsdamer nach 200 Metern gleichauf mit Craviotto 0,465 Sekunden hinter dem britischen Sieger Liam Heath und dem Franzosen Maxime Beaumont. „Das ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Zuerst wurde ich auf Platz vier eingeblendet. Ich war schon traurig, die Medaille nicht zu haben“, sagte Rauhe, ehe er doch noch jubeln durfte.

von

Günter Schwarz – 20.08.2016