Olympische Spiele in Rio de Janeiro beendet
Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro sind beendet. Um 22.18 Uhr (Ortszeit) bzw. 03:18 MESZ setzte der IOC-Präsident Thomas Bach am Sonntagabend den offiziellen Schlusspunkt unter das größte Sportfest der Welt, und die Olympische Flamme erlosch. Der deutsche Chef des Internationalen Olympischen Komitees rief dabei „die Jugend der Welt“ auf, sich in vier Jahren zur Feier der XXXII. Olympiade in Tokio zu versammeln. Japans Hauptstadt wird vom 24.Juli bis zum 9.August 2020 als Gastgeber die nächsten Olympischen Sommerspiele ausrichten. Bach nannte die ersten Olympischen Spiele auf dem südamerikanischen Kontinent bei der Schlussfeier im Maracana-Stadion als „wunderbare Spiele in der wunderbaren Stadt“.
Dennoch hatte die diesjährige Olympiade in Rio de Janeiro trotz aller Mühe, die sich die Brasilianer gemacht haben, die Spiele zu einem ganz besonderen Ereignis für die ganze Welt werden zu lassen, einen unguten „Beigeschmack“, den nicht die brasilianischen Gastgeber zu vertreten haben, denn Olympia stand die ganzen 16 Tage der Dauer der Olympiade unter einem Dauerverdacht.
Der Verdacht rannte immer mit…
Es war schlecht, dass, sportlich gesehen, die Olympische Spiele unter Dauerverdacht standen. Nur die russischen Leichtathleten auszusperren, wirkte bei den vielen neuen Weltrekorden, bei Dauer-Medaillensammlern wie Phelps oder Bolt nicht sehr überzeugend, denn sobald Phelps im Wasser war und Bolt rannte, wurden sie immer vom Verdacht begleitet. Der Wettlauf zwischen immer raffinierteren Doping-Methoden und zu schlecht ausgestatteten Testern war verdammt einseitig, denn die Tester hatten „null Chance“, das Rennen für sich zu entscheiden.
Olympia ist grundsätzlich eine große Idee, und man spürt sie besonders dort, wo es nicht ums große Geld geht. So erregt der Zauber des Völkerwettbewerbs höchste Aufmerksamkeit auch für sogenannte „Randsportarten“. Beispielsweise fesselte die Bogenschützin Lisa Unruh plötzlich mehr sportinteressierte Fernsehzuschauer, als es die Superstars der internationalen Sportszene zu tun vermögen. – Das sind die besonderen Olympia-Momente, die die Olympiade ausmachen!
Aber Olympia, so wie es von den verantwortlichen Sportfunktionären momentan organisiert und gemanagt wird, steht kurz davor, sich selbst zu zerstören. Halbherziger Anti-Doping-Kampf, Korruption bis in den innersten Machtzirkel des IOC, Überforderung der Gastgeber. Betrug an Sportkollegen und Betrug an den Fans und Zuschauern – das macht die Olympische Idee kaputt.
Und was das Gastgeberland Brasilien angeht, so hat Olympia die Armut im Land nicht besiegt sondern wahrscheinlich noch vergrößert, was sich ab heute im „normalen brasilianischen Alltag“ unbarmherzig zeigen wird. Auch änderte sie nicht die Korruption oder Politiker, die nur an sich denken, denn sie schröpfen weiter ungeniert ihre „Pfründe“. Bisweilen trostlos leere Stadien oder laute Pfiffe und andere Unmutsbezeugungen gegen ausländische Gegner zeigten, das perfekte Gastgeberland war Brasilien nicht.
Trotzdem hat das in einem massiven Abwärtstrend steckende Brasilien dieses größte globale Sportereignis bewältigt, wenn auch mehr mit Last-Minute-Improvisation, entwaffnendem Charme als mit perfekter Organisation. Ein demokratisches Land hat sich etwas zugetraut, sich der Kritik der Welt gestellt und mit Olympia auch viel zurückbekommen, denn die internationale Aufmerksamkeit hat es gewonnen, es hat teilweise ein neues Verkehrssystem erhalten, und Rio de Janeiro ziert jetzt ein quirliges Museums- und Ausgehviertel. Gemessen an unserer deutschen Verzagtheit und Unentschlossenheit, die Berlin, Hamburg und das „weltoffene“ München in ihren Volksbefragungen bezeugten, ist die Bilanz Rio de Janeiros gar nicht einmal so schlecht.
von
Günter Schwarz – 22.08.2016