Flüchtlingslager im Nirgendwo: Dänische Politiker reisen auf Pazifik-Insel
Jetzt macht sich eine Gruppe dänischer Folketingsabgeordneter auf die Reise nach Nauru, um sich von den Verhältnissen dort einen Eindruck zu verschaffen. Das berichtet radio24syv.
Nauru ist ein „Mini-Inselstaat“ mit etwa 10.000 Einwohnern und der Fläche nach der drittkleinste und nach Einwohnerzahl neben Tuvalu der zweit- oder drittkleinste anerkannte Staat sowie die kleinste Republik der Erde. Nauru liegt mitten im Pazifischen Ozean und besteht aus der gleichnamigen Koralleninsel, die zur Inselwelt Mikronesiens gehört.
Am kommenden Sonnabend werden einige Mitglieder des Ausländer- und Integrationsausschusses abreisen, laut radio24syv sind der Ausschuss-Vorsitzende Martin Henriksen (DF), Marcus Knuth (Venstre), Dan Jørgensen (Soz.), Jacob Mark (SF) und Johanne Schmidt-Nielsen (Einhedslist) mit an Bord. Simon Emil Ammitzbøll (LA) hat wegen des Todes seines Ehemannes abgesagt.
Zustände in Insellagern sollen „grausam“ sein
Australien bezahlt den kleinen Inselstaat Nauru dafür, Asylbewerber unterzubringen, die nach Australien wollen. Doch die Zustände in den Lagern sind den Angaben mehrerer Menschenrechtsorganisationen zufolge unter aller Kritik.
Vor zwei Wochen berichtete der britische Guardian von mehr als 2.000 geleakten Dokumenten über die Zustände auf Nauru. Dort wurde über Übergriffe, sexuellen Missbrauch, versuchte Selbstverletzungen und Kindesmisshandlungen berichtet. Laut Guardian zeichnen die Berichte das Bild eines dysfunktionalen und grausamen Lagers.
DF-Abgeordneter will sich nicht äußern – andere wollen kritischen Blick
Jacob Mark, der für die Sozialistische Volkspartei (SF) nach Nauru fliegt, unterstreicht, dass es für ihn darum geht, sich einen Eindruck zu verschaffen, um in Zukunft auf aufgeklärter Grundlage über das Modell der Insellager diskutieren zu können. „Es ist eine unsolidarische Flüchtlingspolitik, an die manche Parteien glauben, und deshalb ist es für uns, die nicht daran glauben, dass es der richtige Weg ist, wichtig, es mit eigenen Augen gesehen zu haben“, sagt er zu radio24syv.
Keinen Kommentar abgeben wollte hingegen Martin Henriksen von der rechtspopulistischen Dansk Folkeparti. Anders Johanne Schmidt-Nielsen von der Einheitsliste. „Für mich ist das Ziel der Reise, das Modell kritisch zu hinterfragen. Deshalb habe ich auch darum gebeten, dass auch Menschenrechtsorganisationen und Kritiker des Modells mit aufs Programm kommen“, schreibt sie in einem Kommentar.
von
Günter Schwarz – 23.08.2016