Windows-10-Update schaltet Webcams ab
Viele Windows-10-Nutzer, die das große „Anniversary Update“ installieren, können keine Videochats mehr führen, weil ihre Webcam keine Bilder mehr liefert. Microsoft arbeitet an dem Problem, aber Betroffene müssen sich noch gedulden oder selbst eingreifen.
Microsoft hat in seinem Support-Forum bestätigt, dass das große Update, das derzeit für Windows 10 verteilt wird, dazu führt, dass per USB verbundene Webcams nicht mehr funktionieren. Auch die Ursache für das Problem wurde bereits ausgemacht, berichtet „Winfuture2. Nach der Aktualisierung auf den Build 14393.10 unterstützt das Betriebssystem die von vielen Ansteck-Kameras verwendeten Codecs MJPEG und H264 nicht mehr. Das 2Anniversary Update“ akzeptiert nur noch die Kodierung YUY2.
Die Codecs wurden nicht versehentlich entfernt. Microsoft habe eine Lösung finden wollen, um bei der parallelen Nutzung von Webcam-Programmen keine Ressourcen durch das gleichzeitige Dekodieren von verschieden komprimierten Formaten zu verschwenden, erklärt „Winfuture“-Nutzer Chuuei. Wie viele Webcams die Aktualisierung ausgeschaltet hat, lässt sich erahnen, wenn man auf Twitter nach dem Hashtag #webcamgate sucht.
Dass die Webcam-Aussetzer mit der Windows-10-Aktalisierung zusammenhängen, war zunächst nicht offensichtlich. Betroffene glaubten stattdessen an einen Defekt ihrer Kamera oder einen Treiber-Fehler. So ging es offensichtlich auch den Teilnehmern an Microsofts Insider-Programm. Eigentlich sollen die freiwilligen Beta-Tester Bugs frühzeitig erkennen und melden. Voraussetzung dafür ist aber, dass sie erkennen, dass ein Problem in Windows 10 zu suchen ist und nicht durch Hardware oder Software von Drittanbietern ausgelöst wurde. „Arstechnica“ kritisiert in diesem Zusammenhang, dass Insider nicht ausreichend über Änderungen informiert werden.
Lösung für Kundige
Inzwischen ist das Webcam-Problem schon einige Tage bekannt, aber betroffene Nutzer warten noch auf ein Update, das die Codecs zurückbringt. Ein Microsoft-Mitarbeiter hat im Forum zwar bereits ein Update angekündigt, das aber vermutlich erst im September verteilt wird.
Nutzer, die sich zutrauen, Veränderungen in der Konfigurationsdatenbank (Registry) vorzunehmen, können sich bis zum Patch selbst helfen, indem sie eine provisorische Lösung des Entwicklers Rafael Rivera anwenden. Eine deutsche Schritt-für-Schritt-Anleitung gibt’s bei „WindowsUnited“.
Alternativ bleibt die Möglichkeit, zum vorherigen Windows-10-Build zurückzukehren, wenn das Update nicht länger als zehn Tage zurückliegt. Wie das geht, hat Microsoft bereits im Zusammenhang mit einem anderen Problem mit dem Anniversary Update beschrieben. Hier verweigern Computer den Dienst, wenn das Betriebssystem auf einer SSD sitzt und Programme auf eine andere Festplatte ausgelagert wurden.
Man klickt dafür im Windows-Anmelde-Fenster mit gedrückter Shift-Taste (Umschalt-Taste) auf den Einschalt-Button und wählt Neustart aus. Nach dem Neustart wählt man im gezeigten Menü Problembehandlung – Erweiterte Optionen – Zum vorherigen Build zurückkehren aus.
von
Günter Schwarz – 23.08.2016