Lange hat sich Die Türkei hat sich offiziell lange aus dem Bürgerkrieg in Syrien herausgehalten. Nun überschritten türkische Panzer heute Morgen die Grenze zu Syrien, um den türkischen Angaben nach, den IS zu bekämpfen. Jedoch ist zu befürchten, dass Ankaras Vorgehen aber vor allem gegen kurdische Einheiten gerichtet ist.

Nach dem Beginn von Luftangriffen auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Grenzort Dscharablus in Nordsyrien startet die türkische Armee offenbar auch eine Bodenoffensive. Ein Dutzend türkische Panzer sind auf syrisches Gebiet eingedrungen und haben IS-Stellungen in Dscharablus unter Beschuss genommen.

Bei den Luftangriffen zur Rückeroberung von Dscharablus wird die Türkei von der US-geführten internationalen Anti-IS-Koalition unterstützt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan erklärte, die Offensive richte sich gleichermaßen gegen den IS und gegen kurdische Milizen.

Neben den Panzern passierten weitere Militärfahrzeuge die Grenze. Bei den Insassen handelte es sich um mutmaßliche syrische Rebellen, die von Ankara unterstützt werden. Aktivisten und türkische Medien hatten berichtet, dass die Rebellen eine Offensive auf Dscharablus planten. Offenbar wollten die Kämpfer kurdischen Einheiten zuvorkommen, die immer weiter auf Dscharablus vorrücken.

Der türkische Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus bezeichnete die Rückeroberung des Grenzorts im privaten Fernsehsender NTV als „nationale Sicherheitsangelegenheit“. Regierungschef Binali Yildirim hatte am Montag betont, die Bildung einer kurdischen Region in Nordsyrien sei „absolut inakzeptabel“.

„Schutzschild Euphrat“

Türkische Artillerie und Kampfjets hatten am frühen Morgen Dscharablus angegriffen. Schon in den vergangenen Tagen hatten syrische Oppositionskräfte berichtet, Rebellen des Landes wollten mit türkischer Unterstützung eine Bodenoffensive auf den Ort beginnen.

Die Türkei hat der Militäroffensive den Namen „Schutzschild Euphrat“ gegeben. Dscharablus liegt direkt am Fluss Euphrat. Die Offensive begann wenige Stunden vor einem Besuch von US-Vizepräsident Joe Biden in der Türkei, der am Vormittag in Ankara landete. Dscharablus ist eine der letzten größeren Bastionen des IS an der Grenze zur Türkei. Der Ort liegt rund 35 Kilometer nördlich der Stadt Manbidsch, die erst kürzlich von einem Bündnis unter Führung der syrischen Kurden-Miliz YPG zurückerobert worden war.

Die Offensive stieß bei den syrischen Kurden auf Kritik. „Die Türkei ist im syrischen Sumpf“, schrieb der Co-Vorsitzende der syrischen Kurdenpartei PYD, Salih Muslim, auf Twitter. „Wird besiegt werden wie Daesh.“ – Daesh ist die arabische Abkürzung für den IS.

Die kurdischen Volksschutzeinheiten YPG – der bewaffnete Arm der PYD – haben vom IS in Syrien bereits mehrere Gebiete erobert und kontrollieren mittlerweile den größten Teil der Grenze zur Türkei. Unterstützung erhalten sie von der US-geführten internationalen Koalition. Die PYD ist eng mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden. Die Türkei sieht beide Kräfte als Terrororganisationen an und bekämpft sie gleichermaßen.

von

Günter Schwarz – 24.08.2016