De 51 Jahre alte Yüksel C. aus Kiel, die am vergangenen Sonnabend in der Türkei festgenommen wurde, konnte am Freitagabend aus der Türkei ausreisen. Sie ist mit dem Auto auf dem Weg nach Deutschland. Die Frau aus Kiel-Projensdorf war während ihres Sommerurlaubs in der Türkei vorübergehend festgenommen worden. Sie kam mit zehn weiteren Personen in Untersuchungshaft. Zu NDR 1 Welle Nord sagte sie: „Ich habe so viel durchgemacht – mein Urlaub ist für mich zur Hölle geworden.“ Sie erzählte am Telefon, dass andere aus der Gruppe gefoltert worden seien. Ihr sei eine Waffe an den Kopf gehalten worden.

Mittlerweile geht es ihr besser, weil „ich mit Schmerzmitteln vollgestopft bin. Immerhin habe ich sechs Tage auf dem Boden geschlafen.“ Sie habe keine Matratze und keine Decke gehabt. Notwendige Medikamente habe sie aber bekommen.

Auswärtiges Amt setzt sich ein

Die Entscheidung, die Frau frei zu lassen, fiel am Donnerstag gegen Mitternacht. Nach Angaben der Familie gab es eine zweite Anhörung. Der Haftrichter erließ keinen Haftbefehl. Das Generalkonsulat Istanbul hatte nach Angaben des Auswärtigen Amtes seit Bekanntwerden des Falls engen Kontakt mit den zuständigen Stellen vor Ort und sich für Yüksel C. eingesetzt.

Türkische Medien berichteten, der Gruppe sei vorgeworfen worden, mit einer Terrorzelle Anschläge in der Türkei zu planen. Dies wies der Anwalt von Yüksel C. zurück. Sie ist Mitglied der Linkspartei und in der kurdischen Solidaritätsbewegung aktiv. Die Partei hatte den Fall öffentlich gemacht. Sie lebt laut Partei seit 1974 in Deutschland. Seit 1996 sei sie deutsche Staatsbürgerin. Am Mittwoch demonstrierten etwa 20 Menschen vor dem Landeshaus in Kiel für die Freilassung der Frau.

Türkische Behörden geben keine Informationen heraus

Freunde und Familie, mit denen das Schleswig-Holstein Magazin gestern gesprochen hatte, waren tagelang in großer Sorge. Von offizieller Seite in der Türkei gibt es weiter keine Angaben dazu, was der Frau vorgeworfen wurde.

von

Günter Schwarz – 03.09.2016