Über der legendären „Pusher Street“ in Christiania, Københavns legendärer “Freistadt” in der Stadt, steht schon zum zweiten Tag kein dicker, süßlicher Qualm mehr.

Nachdem die Bewohner des Kopenhagener Hippie-Stadtteils Christiania am Freitag die Haschisch-Buden aus der sogenannten „Pusher Street“ abgebaut und wegtransportiert haben, herrscht in Christiania Ruhe. Die Polizei teilte mit, die Situation nicht weiter kommentieren zu wollen. „Was es zu Christiania zu sagen gibt, ist gesagt“, so der Pressesprecher von Københavns Polizei, Lars Krabbe. Auch zu möglichen Kontrollen in Christiania seitens der Polizei wollte er nichts sagen. Laut Danmarks Radio waren auch am Sonnabend noch mehrere Polizisten mit schusssicheren Westen vor Ort, die umherliefen und fotografierten. Die Stimmung, so die Reporter von DR, sei gut. Mehrere Christianitter hätten sich bei den Polizisten über den Zustand jenes Polizeibeamtens informiert, der am Mittwochabend in Christiania von einem Drogenverkäufer vor Ort schwer verletzt worden war.

Nach einer Schießerei und dem darauf folgenden Todesfall, haben auch die Bewohner Christianias ihre Gäste gebeten, nicht zu ihnen zu kommen, wenn sie nur Hasch kaufen möchten. Wohin sich der Haschhandel allerdings verlagern wird, darauf hat auch der Parteichef der Radikalen, Morten Østergaard keine plausible Antwort: „Ich finde wir müssen die Problemstellung so direkt angehen, wie die Bewohner. Die Fehler aus dem Jahr 2000 dürfen wir nicht wiederholen, wo das Problem sich einfach woandershin verlagert hat. Wir müssen uns etwas Neues ausdenken.“

Die neue Politik der Radikalen beinhalten nun, dass der Staat den Handel mit Hasch kontrollieren sollte. Ein Modell bei dem Hasch von Gewerben verkauft wird, die eine staatliche Lizenz besitzen. Die Einnahmen durch den Verkauf können dann in die Prävention, Aufklärung und Behandlung von Süchtigen gesteckt werden. Mit dieser Maßnahme hofft Morten Østergaard, dass weniger Jugendliche in die Arme von Kriminellen geschwemmt werden. Er räumt allerdings auch ein, dass sie der Kriminalität an sich wahrscheinlich nicht Herr werden: „Ich mach mir keine naiven Vorstellungen darüber, dass es nicht auch weiterhin Kriminalität geben wird – gerade mit Drogen. Aber ich finde auch, dass wir uns eine Sisyphusarbeit damit machen, einen illegalen Haschmarkt polizeilich zu kontrollieren, dem wir sowieso nicht Herr werden können.“

Mit der neuen Linie der Radikalen kommt nun eine weitere Partei, zu den sonst kleinen Parteien, hinzu, die, wie im Beispiel von Colorado (USA), Hasch legalisieren möchten. „Ich denke, dass wir näher dran sind, als wir es jemals waren“, sagt Rechtswortführerin Christina Egelund (LA), zum neuen Kurs der Radikalen. Aber obwohl die Liberale Allianz, die Einheitsliste, SF, die Alternative und nun auch die Radikale für eine Legalisierung sind, fehlen immer noch die Zustimmungen der großen Parteien.

Unter anderem sind die Venstre Politiker ohne Zweifel gegen eine Legalisierung. „Wir halten uns an die Empfehlung des Gesundheitsministeriums und dabei bleiben wir. Hasch ist gefährlich, es ist eine Rutschbahn und es macht süchtig“, sagt Rechtswortführer für Venstre, Preben Bang Henriksen. Auch bei DF und den Sozialdemokraten ist man gegen eine mögliche Legalisierung und deshalb wird es vorläufig keine Mehrheit geben.

Die Radikalen hoffen allerdings, dass die Sozialdemokraten und Venstre sich davon überzeugen lassen zu erörtern, welche Änderungen im Gesetz und administrativ nötig wären, damit ein staatlich kontrollierter Verkauf von Hasch möglich ist.

von

Günter Schwarz – 04.09.2016