„Ghettogymnasiasten“ in Dänemark – Gymnasium trennt Schüler nach Herkunft
Not macht erfinderisch: Ein dänisches Gymnasium in Aarhus versuchte das Abwandern seiner immer weniger werdenden Schüler ohne Migrationshintergrund zu verhindern, indem es Klassen neu zusammensetzte – unter Berücksichtigung der Herkunft der Kinder. Sinn der Maßnahme war es, den rund 20 Prozent ursprünglichen Dänen in insgesamt drei Klassen einen 50-Prozent-Anteil zu ermöglichen. Offiziell vertritt das Gymnasium die Ansicht, es soll durch diese Maßnahme das „Zusammenspiel der verschiedenen Jugendkulturen“ gefördert werden. Dafür gab es jetzt Rassismusvorwürfe und Kritiker werfen der Schulleitung jedoch Diskriminierung vor, aber es gibt auch Verständnis.
Jedenfalls muss such die Schule in Dänemark gegen Rassismusvorwürfe aus dem ganzen Land verteidigen, weil sie ihre Klassen nach der ethnischen Herkunft der Schüler zusammensetzt. Seit dem neuen Schuljahr gibt es in der Unterstufe des Gymnasiums in einem Vorort von Aarhus vier Klassen, in die nur Kinder mit Migrationshintergrund gehen, wie die Nachrichtenagentur Ritzau berichtete. In drei weiteren Klassen sind je zur Hälfte Kinder mit und ohne Migrationshintergrund.
Damit versucht die Schule laut einem Bericht der Zeitung „Jyllands-Posten“, die Abwanderung von Schülern ohne Migrationshintergrund an andere Gymnasien zu verhindern. Während 2007 noch jeder vierte Gymnasiast an der Schule Einwanderer oder Nachkomme von Einwanderern war, sind es in dem neuen Jahrgang vier von fünf. „Es ist reine Diskriminierung, wenn man die Leute danach sortiert, ob sie weiße oder braune Dänen sind“, erklärte die Vorsitzende der Organisation „SOS mod Racisme“, Jette Møller.
Eine Sprecherin des Instituts für Menschenrechte äußerte im Fernsehsender Danmarks Radio Zweifel daran, dass das Vorgehen des Gymnasiums legal ist. „Wenn das Kriterium Ethnizität ist, dann könnte es genauso gut einfach die Hautfarbe sein, und dann ist es rassistisch.“ Lehrer- und Schulverbände äußerten dagegen Verständnis für die Entscheidung.
Bildungsministerin will handeln
Rektor Yago Bundgaard wehrte sich gegen die Vorwürfe. „In Wahrheit ist die Absicht doch gerade, dass wir Diskriminierung verhindern, weil so ein Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Jugendgruppen und ihrer Jugendkultur entstehen kann“, sagte der Schulleiter der Nachrichtenagentur Ritzau. Die Einteilung der Schüler erfolgte nach seinen Angaben danach, ob sie „einen Dänisch klingenden Namen“ haben.
Schulministerin Ellen Trane Nørby will sich in Zukunft für eine gleichmäßigere Verteilung der zweisprachigen Schüler einsetzen. „Die Ghettogymnasien, die wir heute sehen, schaden dem einzelnen Schüler, der keinen dänischen Schülern, Normen und Werten begegnet“, sagte die Ministerin Ritzau. „Aber sie schaden auch der Integration in unserer Gesellschaft, und deshalb ist politisches Handeln nötig.“
von
Günter Schwarz – 08.09.2016