Eine einzige Rolle kann ein Schauspielerleben prägen – insbesondere, wenn es um Star Trek geht. Die in Deutschland als „Raumschiff Enterprise“ bekannte Kultserie startete gestern vor 50 Jahren im US-Fernsehen. Was ist aus den Helden von damals geworden?

Leonard Nimoy hatte im echten Leben natürlich keine spitzen Ohren wie Mister Spock, aber so ganz abstreifen konnte er die Figur trotzdem nie. Er habe viele Rollen gespielt, betont Nimoy Jahrzehnte später im Interview – Spock sei wichtig, aber er selbst sei nicht Spock.


„Mr. Spock“ Leonard Nimoy starb 2015.
Nimoy studierte in den 1970-er Jahren Fotografie, arbeitete als Film- und Fernsehregisseur und nahm als Sänger mehrere Alben auf. „I am not Spock“ – „Ich bin nicht Spock“ – so betitelte Nimoy 1975 auch seine Autobiografie, um sich dann 20 Jahre später mit einem zweiten Buch zu korrigieren. Der Titel: „I am Spock“ – „Ich bin Spock“.

Die Rolle des streng logisch denkenden Halbvulkaniers sei nicht nur für seine Karriere ein Glücksfall gewesen, sagte Nimoy im Interview mit „Entertainment Tonight“: „Emotional half mir die Figur ebenso, wie sie vielen anderen geholfen hat: Ich glaube, ich bin ein ausgeglichenerer Mensch geworden, weil ich Spock gespielt habe. “

Auch nach „Star Trek“ erfolgreich

Nimoy starb voriges Jahr. Mit dem Kapitän der Enterprise verband ihn eine lebenslange Freundschaft. William Shatner ist inzwischen 85 – und tritt immer noch regelmäßig bei Fantreffen auf – auch wenn er manchmal offenbar vergisst, wo er gerade ist, wie bei der Silicon Valley Comic Con im März.


William Shatner genießt noch immer öffentliche Auftritte.
Shatner spielte nach Captain Kirk noch einige größere Fernsehrollen – unter anderem den Polizisten „TJ Hooker“ – und hat für seinen Part in der Anwaltsserie „Boston Legal“ sogar den Golden Globe gewonnen. Daneben hat Shatner auch Alben aufgenommen – er trägt in einer Art Sprechgesang bekannte Songs vor, zum Beispiel „Rocket Man“ von Elton John.

Von der Offizierin zur Bürgerrechtlerin

Nichelle Nichols als Lieutenant Uhura: Die Besetzung der Kommunikationsoffizierin mit einer schwarzen Darstellerin war in den USA in den 1960er-Jahren eine Sensation. Trotzdem überlegte Nichols, nach der ersten Staffel auszusteigen, für eine Karriere am Broadway.


Nichelle Nichols als Lieutenant Nyota Penda Uhura
Doch dann wartete eines Abends nach einem Auftritt hinter der Bühne ein besonderer Fan auf sie, wie sie später dem Sender PBS erzählte: „Dr. Martin Luther King – er sagte, er sei der größte Trekkie auf dem Planeten. Als ich ihm erzählte, dass ich gerade überlegte, aufzuhören mit der Serie, da sagte er: Sie können ihren Posten nicht verlassen – die Bilder von Ihnen auf der Enterprise verändern das Denken von Leuten auf der ganzen Welt. Denn zum ersten Mal sehen wir in dieser Figur, wofür wir kämpfen.“

Nichols blieb – und engagierte sich nach dem Ende der Serie unter anderem für ein Programm der NASA, das mehr Angehörige von Minderheiten für die Raumfahrt warb. Mit Erfolg: 1992 flog Mae Jemison als erste Afroamerikanerin an Bord der „Endeavour“ ins All – sie nannte Lieutenant Uhura als eines der Vorbilder ihrer Kindheit.

„Lieutenant Sulu“ als engagierter Facebook-Star

George Takei wurde vom Steuermann „Lieutenant Sulu“ zu einer Ikone der Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben. Als 2006 der damalige kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger sein Veto gegen die Homoehe einlegte, protestierte Takei und machte öffentlich, dass er schwul ist – unter Trekkies längst ein offenes Geheimnis.


George Takei setzt sich für Schwule und Lesben ein – und hat Millionen Fans in den sozialen Medien.
Der Schauspieler hat fast zehn Millionen Likes auf Facebook und bezieht deutlich Stellung – für mehr Toleranz und Offenheit in der amerikanischen Gesellschaft. Der heute 79-Jährige hat Diskriminierung in mehrfacher Hinsicht erfahren: In Los Angeles als Kind japanischer Einwanderer geboren, wurde er als Fünfjähriger in ein amerikanisches Internierungslager gesteckt – als Folge des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor. Takei hat sich davon nicht abschrecken lassen: Sein Leben, sagt er, habe sich so fantastisch gewandelt, als wäre es selbst Science Fiction:

Eine Crew aus verschiedenen Ethnien, so vielfältig wie die Menschheit selbst – so ähnlich hatte sich das „Enterprise“-Schöpfer Gene Roddenberry vor 50 Jahren vermutlich vorgestellt.

von

Günter Schwarz – 09.09.2016