2010 kam ein Großteil der nationalkonservativen Elite Polens bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Der polnische Regisseur Krauze widmete sich der Thematik im Kinofilm „Smolensk“, der am Mittwoch am 7. September in Warschau unter dem ungeteilten Beifall von erzkonservativen polnischen Regierungsmitgliedern aus der „PIS-Partei“ uraufgeführt wurde. Die Botschaft, die dieser Film vermittelt, lässt sich schlicht und einfach in „plumpe Propaganda“ zusammenfassen, die an finsterste kommunistische Zeiten in Polen erinnern.

Gäbe es einen Oscar in der Kategorie „schlechtester Film des Jahres“, der Film „Smolensk“ hätte die besten Chancen, ihn zu erhalten. Das liegt allerdings nicht so sehr an der Thematik, sondern es ist vielmehr die Machart, die das jüngste Werk von Antoni Krauze auf ganzer Linie disqualifiziert. Die Dramaturgie ist völlig überzeichnet mit zudem hölzern wirkende Figuren, die denkbar miserable Dialoge von sich geben – vom gesamten Plot ganz zu schwiegen.

Dabei versprach der Regisseur großartiges Kino. „Dieser Film ist wohl mein persönlichster. Ich erinnere mich an die Menschenmassen vor dem Präsidentenpalast in Warschau“, sagte Krauze. „Damals wurde mir bewusst, dass tatsächlich etwas Schreckliches passiert sein musste.“

Unfall oder Attentat?

Gemeint ist damit der Flugzeugabsturz vor Smolensk im Jahr 2010. An Bord war ein Großteil der nationalkonservativen politischen Elite des Landes mit dem polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski an der Spitze. Für die damalige Regierung unter Premierminister Donald Tusk handelte es sich um einen tragischen Unfall in Folge menschlichen Versagens. Für Anhänger der heute regierenden PIS-Partei „Recht und Gerechtigkeit“ war es ohne jeden Zweifel ein Attentat.

„Viele Sachen hat man schon im Vorfeld gewusst. Jetzt wurden sie nur noch bestätigt. Diese Explosion zum Beispiel, ich habe mir das von Anfang an genau so vorgestellt“, sagte ein Zuschauer. „Man muss ziemlich dumm sein, um der Bande der Untersuchungskommission, die von der ehemaligen Regierung eingesetzt wurde, und dem Juden Tusk zu glauben.“

Von der ersten Szene an wird dem Zuschauer nicht nur klargemacht, dass es sich um einen Anschlag gehandelt habe. Obendrein wird nach wenigen Minuten auch gleich der Schuldige geliefert. Es ist der russische Präsident Wladimir Putin. Und wer daran zweifelt, hat den Film nicht verstanden, wobei der Pfad zwischen Fakten und purer Fiktion mehr als schmal ist.

„Schrecklich und äußerst geschmacklos“

Regisseur Krauze sieht es natürlich ganz anders. „Dieser Film ist ein Protest gegen das Manipulieren der Wahrheit“, sagte Krauze. „Das ist zwar ein Spielfilm, aber wir bemühten uns, alles, was die Katastrophe unmittelbar betrifft, auf Fakten aufzubauen.“

Genau das bezweifeln Gegner der Verschwörungstheorie. Der Film – so ihr Vorwurf – suggeriere auf höchst abenteuerliche Art Dinge, die unabhängige Untersuchungskommissionen für ausgeschlossen halten. Dementsprechend negativ fällt auch das Urteil vor allem junger Zuschauer aus. „Das war der schlechteste Film, den ich in meinem Leben gesehen habe“, sagte ein junger Mann. „Schauspieler, Kameraführung, Schnitt und die Verlogenheit. Ich finde den Film schrecklich und äußerst geschmacklos.“

Dabei hat Polen durchaus gute, international renommierte Regisseure. Schade, dass keiner von ihnen sich des Themas angenommen hat, und so bleibt nur der Eindruck eines plumpen Propagandastreifens, der an die finstersten kommunistischen Zeiten in Polen erinnert.

von

Günter Schwarz – 11.09.2016