Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“ ist in kürzester Zeit ein Kultbuch, nein: ein Klassiker geworden, dass für die Jugend zum Muss wurde. Es ist die Geschichte von zwei sehr ungleichen Jungs, die in den Sommerferien kreuz und quer durch Brandenburg fahren, die in die Walachei wollen und in einem neuen Leben ankommen. Das Buch har unzählige Leser, es gibt viele Bühnenfassungen – und nun wird mit Spannung auch die Verfilmung erwartet. Am Donnerstag, dem 15. September, ist es soweit, dann erobert „Tschick“ die Leinwände der Kinos.


Hauptdarsteller Tristan Göbel und Anand Batbileg
Gelungener Mix aus Roadmovie und Pubertätsgeschichte

Fatih Akin hat die Story ganz nah am Original inszeniert, in einer gelungenen Mischung aus Roadmovie und Pubertätsgeschichte: schnell und kraftvoll, aber auch leise und zerbrechlich. Der Lada geklaut, im Kassettenrekorder Richard Claydermann. Das ist das Setting. „Coming-of-Age“-Geschichte nennt man das. „Ich befinde mich immer noch in der Coming-of-Age-Phase“, sagt Akin, „Wahrscheinlich ist es das. Also, so eine Art Selbstfindungsphase. In der Geschichte muss sich der eine Junge, Maik Klingenberg, so akzeptieren, wie er ist. Tschick muss sich akzeptieren, so wie er ist: schwul. Und ich muss mich auch so akzeptieren, wie ich bin. Daran arbeite ich ständig, und so ein Film gibt die Möglichkeit daran zu arbeiten.“

Der Film hält sich an rotzige Anarchie des Buches

Die beiden Hauptdarsteller Tristan Göbel und Anand Batbileg haben wenig Schauspielerfahrung. Aber man schaut diesen noch ungeschliffenen Darstellern einfach gerne zu, wie sie einen der erfolgreichsten Bestsellerromane Deutschlands spielen. Alle Fans von Tschick wird’s freuen: Der Film hält sich eng an die rotzige Anarchie des Buches. „Herrndorf war ein hervorragender Drehbuchautor“, so Akin. „Er hat viel Vorarbeit für mich geleistet.“


Nahm sich 2013 das Leben: Autor Wolfgang Herrndorf
Heute ist „Tschick“ Schullektüre

2010 veröffentlichte der Künstler Wolfgang Herrndorf seinen „Tschick“-Roman. Er wurde schlagartig zum Bestseller. Viele Theaterbühnen spielen ihn bis heute, er ist Schullektüre. Vor drei Jahren nahm sich Herrndorf das Leben. Ein Gehirntumor hatte ihm das Schreiben am Ende unmöglich gemacht.

Füreinander einstehen, durch Dick und Dünn gehen, die Freiheit entdecken und selber daran reifen. Das sind die großen Momente dieses komischen und ernsten Jugendromans. Und das sieht man auch im Film. „Ich finde, dass der Film cool ist“, sagt der Regisseur völlig unbescheiden. Klar ist der Film cool – bei der Romanvorlage.

von

Günter Schwarz – 13.09.2016