Du lügst! – Nein, du!
Deutsch-russischer Streit um UN-Chefposten. Deutschland wirft Russland vor, Unwahrheiten zu verbreiten – und diesen Vorwurf aus Deutschland will das russische Außenministerium nicht auf sich sitzen lassen. Dessen Sprecherin legte nun nach und sprach von „lügnerische Informationen“. In dem ganz undiplomatischen Streit geht es um den UN-Chefposten.
Der Streit zwischen Berlin und Moskau wegen der Nachfolge für den scheidenden UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Nach dem Vorwurf des Auswärtigen Amts Richtung Moskau, Unwahrheiten zu verbreiten, legte das russische Außenministerium nun nach. Die Sprecherin des Ministeriums, Maria Sacharowa, schrieb auf Facebook, ihr Kollege Martin Schäfer vom Auswärtigen Amt sage die Unwahrheit.
Was geschah beim G20-Gipfel?
Hintergrund für den Wortwechsel über Bande ist das Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin beim G20-Gipfel in Hangzhou in China. Nach Sacharowas Angaben soll Merkel versucht haben, Putin dafür zu gewinnen, dass die EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa aus Bulgarien neue UN-Generalsekretärin wird.
Dies hatte Schäfer mit den Worten kommentiert: „Von offizieller Seite Dinge in die Welt zu pusten, die objektiv falsch sind, das ist kein freundlicher Umgang miteinander.“ Sacharowa konterte nun: „Wenn Martin Schäfer mich der Verbreitung lügnerischer Informationen bezichtigt, sagt er, gelinde gesagt, selbst die Unwahrheit.“
„Objektiv falsch“ kommentierte Martin Schäfer die Äußerungen aus Moskau.
Sacharowa – Das sei die „Unwahrheit“ – kontert Maria Sacharowa aus Moskau.
In einem Punkt sind sich Russland und Deutschland aber einig: Offiziell versichern beide, sie wollten sich nicht in den Personalvorschlag der bulgarischen Regierung für den UN-Chefposten einmischen. Aus Sofia wurde Irina Bokowa nominiert, Leiterin der UN-Kulturorganisation Unesco. Sie gilt in vielen westlichen Staaten als zu russland-freundlich, während Russlands Vize-Außenminister Gennadi Gatilow sie als eine sehr ernstzunehmende Kandidatin ansieht.
Für Kristalina Georgiewa als UN-Generalsekretärin soll Merkel nach russischen Angaben geworben haben.
Günter Schwarz – 14.09.2016