Die FDP-Fraktion in der Kieler Ratsversammlung hat für Diskussionen unter den Ratsherren gesorgt. Die Liberalen regten an, die Möglichkeiten für den Einsatz eines Wasserbusses als „touristische Attraktivität“ auf der Kieler Förde zu prüfen. Ähnlich wie in Hamburg würde so ein Bus zu einer weiteren Attraktivität der Landeshauptstadt beitragen.

Schon vor fünf Jahren gab es zuletzt einen Vorstoß für einen Amphibienbus, den die niederländische Firma „splashtours“ testweise auf der Förde schippern lassen wollte, was aus verschiedenen Gründen jedoch nie realisiert wurde.


Wasserbus im Hamburger Hafen auf Höhe der Elbbrücken
Die Ratsfraktionen waren sich am Donnerstag in ihrer Sitzung einig, die Kieler Innenstadt wird sich in den kommenden Jahren verändern und muss zweifellos auch dem Tourismus mehr bieten, als es noch derzeit der Fall ist. Insofern böte eine „etwas andere“ Stadtrundfahrt in einem Amphibienbus ein unvergessliches Erlebnis für Jung und Alt! Wie jedoch damit umgegangen werden soll und wie ein solches Projekt realisiert werden kann, sorgte in der Ratsversammlung für heftige Diskussionen.

Der CDU-Fraktionschef Stefan Kruber meint: „Wir brauchen jemanden, der auch den Einzelhandel in der Stadt unterstützt. Jemanden, der alles aus einer Hand lenkt und kurze Wege garantiert“. So forderte seine Fraktion in ihrem Antrag die Einsetzung eines „gut vernetzten und ideenreichen Wirtschaftsmanagers“, der analog zum neu eingestellten Baustellen-Manager alle Planungsideen einschließlich die auf den Tourimus ausgerichteten mit dem Einzelhandel koordiniert und Ansprechpartner für alle Akteure ist. Aus Sicht der CDU würde die Stadt damit gleichermaßen ein Zeichen für Touristen, Kunden und Einzelhandel setzen.

Oberbürgermeister und Wirtschaftsdezernent Ulf Kämpfer (SPD) stimmte dem CDU-Antrag in Teilen zu: „Ich glaube auch, dass ein reines Baustellenmanagement nicht ausreicht.“ Allerdings sieht er es vornehmlich als Aufgabe der Einzelhändler in der Stadt, sich darum zu bemühen, dass die Innenstadt weiterhin attraktiv bleibt. Zudem habe er sich unter den Einzelhändlern umgehört, ob ein „Wirtschaftsmanager“ gebraucht werde. „Ich habe bisher niemanden gefunden, der das so gesehen hat“, sagte er. „Man müsse aber im Gespräch bleiben und die Probleme gemeinsam angehen“, schloss Kämpfer. Dafür sei vor allem das Forum Innenstadt geeignet.

Des Oberbürgermeisters Parteikollegen reagierten allerdings mit weit weniger Verständnis auf den Vorschlag der CDU. „Der Antrag ist so überflüssig wie ein Kropf“, kommentierte SPD-Fraktionschef Hans-Friedrich Traulsen den CDU-Vorschlag. Stefan Kruber suche das Haar in der Suppe und wolle die derzeitigen Entwicklungen mies machen. „Wir haben nach vielen Jahren Stillstand wieder eine Dynamik in der Innenstadt. Viele Kieler spüren diesen Aufbruch.“ Mit dem CDU-Antrag solle nur die Privatwirtschaft gegängelt werden.

Rückendeckung erhielt die CDU dagegen von der FDP-Fraktion. „Dieser Antrag ist sehr sinnvoll“, sagte FDP-Fraktionsvorsitzende Christina Musculus-Stahnke. Es ginge nicht darum, etwas mies zu machen, sie machten sich vielmehr ernsthafte Sorgen um den Einzelhandel in der Innenstadt: „Es geht darum, etwas in Gang zu bringen.“ Sie beantragte, den CDU-Vorstoß zur endgültigen Beschlussfassung in den Wirtschaftsausschuss zu überweisen. Mit den Stimmen von SPD, Grünen, SSW und den Linken wurden beide Anträge abgelehnt.

Zuvor hatte die FDP bereits denn eingangs erwähnten Antrag mit dem Wasserbus eingebracht, und die Liberalen forderten die Verwaltung dazu auf, die Möglichkeiten für den Einsatz eines Wasserbusses auf der Kieler Förde ernsthaft zu prüfen. Ähnlich wie in Hamburg, wo sich ein solches Amphibienfahrzeug seit dem Frühjahr dieses im Einsatz befindet, würde so ein Bus die „touristische Attraktivität“ der Landeshauptstadt steigern. „Ich finde die Idee sehr überzeugend, die Förde als Verkehrsraum touristisch zu nutzen“, sagte Musculus-Stahnke.

„Wer soll das bezahlen?“, fragte Ratsherr Achim Heinrichs (SPD). Die Chancen, einen privaten Investor zu finden, schätzte er persönlich als schlecht ein. Denn schon jetzt wären beispielsweise die roten Doppeldeckerbusse, die von einem privaten Investor eingesetzt werden, nicht voll ausgelastet. „Ich sehe im Moment nicht die Möglichkeit, das umzusetzen“, gab Heinrichs zu bedenken. Gemeinsam mit den Grünen und dem SSW stimmten die Sozialdemokraten aber dafür, die Einsetzung eines Wasserbusses nicht aus den Augen zu verlieren und im Zusammenhang mit dem Rahmenplan Kieler Förde weiter in Erwägung zu ziehen.

von

Günter Schwarz – 24.09.2016

Foto: splashtours/sen, Montage: Sven Janssen