Der Brexit, neue Spannungen zwischen Großmächten, Stellvertreterkriege im Nahen Osten und Währungskrisen werden die Welt verändern, befürchten Experten einer Londoner Denkfabrik. Populistische und nationalistische Entwicklungen bedrohen die bisherige Weltordnung. Diese Einschätzung hat das Internationale Institut für Strategische Studien (IISS) in London geäußert.

Die Fundamente der Weltordnung seien besorgniserregend schwach, warnte IISS-Direktor John Chipman. Gründe dafür seien unter anderem der geplante Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (Brexit) und die Schwächung von Organisationen wie dem Golf-Kooperationsrat (GCC) und dem Verband Südostasiatischer Staaten (ASEAN).

Staaten im Alleingang

Gleichzeitig habe es im vergangenen Jahr einen Trend zu Versuchen gegeben, Konflikte im nationalen Alleingang zu lösen. Dazu zählen die Experten das Eingreifen Russlands in Syrien, die Expansion Chinas im südchinesischen Meer und die Intervention Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate in den jemenitischen Bürgerkrieg.

„Die Institutionen, die geschaffen wurden, um Krisen einzudämmen, werden umgangen oder erweisen sich als unzulänglich, mit dem Resultat, das Konfliktmanagement re-nationalisiert wird“, sagte Chipman.

Spannungen zwischen Großmächten

Kritisch sehen die Experten auch die wachsenden Spannungen zwischen Großmächten wie Russland und der Nato im Baltikum oder den USA und China im Pazifik. Es habe im vergangenen Jahr eine Phase der Spannungen, ähnlich wie im Kalten Krieg, gegeben.

Auch die globale Wirtschaftsordnung steht an einem Scheideweg, so die Forscher. Der geplante EU-Austritt Großbritanniens, Versuche, den US-Dollar als wichtigste Reservewährung abzulösen und der Abschluss weitreichender Freihandelsabkommen stellten die bisherige Ordnung infrage.

Verantwortliche in Politik und Wirtschaft müssten wieder Vertrauen in die internationalen Institutionen herstellen, fordern die IISS-Experten. Ansonsten setzte sich der besorgniserregende Trend zur Veränderung in Richtung einer Destabilisierung fort.

von

Günter Schwarz – 28.09.2016