Die dänische Regierung will sich verstärkt gegen Parallelgesellschaften wehren und mit zusätzlichen 250 Millionen Kronen (33,5 Millionen Euro) gegen religiösen Zwang, soziale Kontrolle und Radikalisierung vorgehen, die nicht zuletzt mit der Zuwanderung aus nichtwestlichen Kulturen zugenommen hat. Zudem möchte Dänemark Zustände, wie sie momentan in einigen schwedischen Städten herrschen, und es bereits „No-Go-Areas“ selbst für die Polizei gibt, rechtzeitig entgegenwirken.

Laut Integrationsministerin Inger Støjberg (Venstre / sozialliberale Partei) ist es besonders wichtig, etwas gegen Parallelgesellschaften zu tun, die der dänischen Gesellschaft den Rücken kehren. „In Dänemark leben Menschen, die die wichtigsten Fundamente unserer Freiheitsrechte nicht anerkennen und es auch nicht wollen, wie zum Beispiel die völlige Gleichstellung der Geschlechter“, so Støjberg bei TV2.

Aus diesem Grund plant die Regierung ein sogenanntes „exitpakke“ (Ausfahrt-Paket), das in vielen Bereichen helfen soll,  Opfern von religiösem Zwang und sozialer Kontrolle, wieder in ein normales Leben zu führen.

Gleichzeitig will die Integrationsministerin, dass Lehrer, Pädagogen, Gesundheitspersonal und alle anderen Bürger ihre „Berührungsängste“ ablegen und sich gegen Unterdrückung sensibilisieren, wie sie in Parallelgesellschaften stattfindet. „Weder Religion, noch kulturelle Unterschiede dürfen eine Entschuldigung für Untätigkeit sein. Wir müssen hart gegen soziale Kontrolle und Unterdrückung vorgehen“, so die Ministerin.

Eine der Institutionen, die mit dem geplanten Geld unterstützt werden sollen, ist das RED-Safehouse, das als Anlaufstelle für Jugendliche dient, die auf der Flucht vor sogenannten Ehren-Konflikten (æresrelaterede konflikter) sind. „Mehr Geld würde bedeuten, dass wir mehr Hilfe leisten können und, dass die Bereitschaft da ist, Jungendlichen zu helfen, die unter Kontrolle, Gewalt oder Unterdrückung leiden. Es ist zwar gefährlich zu sagen, dass dies der wahre Schlüssel zum Erfolg ist, aber es ist ein Signal nach außen“, sagt RED-Safehouse-Chefin Anita Johnson gegenüber Ritzau.

Qasam Ijaz, Vorsitzender von CFE, einer Organisation die Wissen über Integration und Exklusion sammelt, ist skeptisch, ob die neuen Maßnahmen den erwünschten Erfolg haben werden, er befürchtet sogar, dass das Gegenteil eintreten wird. Eines der größten Probleme an den neuen Maßnahmen ist, dass die Gruppe, gegen die sie sich richtet, es immer wieder erlebt, dass sie als Außenseiter bezeichnet wird. „Die gesamte Rhetorik über Parallelgesellschaften ist wahrscheinlich das Schädlichste für unsere Gesellschaft. Wenn wir damit beginnen, Begriffe wie soziale Kontrolle, religiösen Zwang und Radikalisierung gleichzustellen, lösen wir damit keine Probleme, sondern dieses führt dazu, dass eine Minderheit in Dänemark weiter marginalisiert wird“, so Ijaz.

von

Günter Schwarz – 29.09.2016