80-Jähriger landet Facebook-Hit mit AfD-Kritik
Der Leserbrief des 80-jährigen Jochen Wurster zur Flüchtlingspolitik der Kanzlerin und der AfD wird zum viralen Hit. Tausende teilen den knackig-kurzen Brief über Merkels „Wir schaffen das“. – Ein kurzer Leserbrief in der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) ist auf Facebook zum viralen Hit geworden. Wurster schrieb: „Wir schaffen auch die AfD, wenn wir nur wollen“
In dem Brief wendet sich der Leser gegen das „Gejammere um die Erfolge der AfD“. Er fragt, ob wir Deutschen ein Volk von Feiglingen und Angsthasen sind, und nimmt die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Schutz:
„Unsere Kanzlerin ist die einzige Führungskraft in Europa, die als Vorsitzende einer christlich-demokratischen Partei den wahren christlichen kategorischen Imperativ befolgte: Hilf einem Mitmenschen, der in Not ist!“ schreibt er.
Dann nimmt er Bezug auf das Gleichnis vom barmherzigen Samariter im Neuen Testament. Der Appell zur Nächstenliebe ist im Lukas-Evangelium überliefert. „Hat es den barmherzigen Samariter interessiert, ob er bei seiner Hilfe um den Ausgeraubten Geld oder Zeit verliert? Er hat einfach geholfen. Wie unsere Kanzlerin.“
Zum Schluss der knackigen Zeilen setzt der Briefschreiber an zu einem Aufruf: „Wir sind 80 Millionen groß und wirtschaftlich stark. Natürlich schaffen wir das. Wir schaffen auch die AfD, wenn wir nur wollen.“

Zwischen Facebook und gedrucktem Brockhaus
Die Facebook-Nutzer sind überwiegend begeistert: „Genau so ist es.“ „Es hat mir aus dem Herz gesprochen. Unsägliches Gejammer“ oder „Nicht meine Partei und nicht meine Kirche. Aber auf den Punkt“.
Etwas unangenehm ist dagegen dem Verfasser selbst die Aufmerksamkeit. Jochen Wurster ist Arzt im Ruhestand. Er nutzt Facebook nicht und gehört zu denen, die sich „noch im gedruckten Brockhaus informieren“, schreibt die „ SZ“. Nach den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin habe sich „einfach etwas angestaut“, sagt er. Es ging um den Umgang der Politik mit der AfD. Er sagt: „Ich bin aber kein Wutbürger.“
Er, der als Neunjähriger das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte, eine Zeit, in der seine Mutter ihn und seine drei Schwestern alleine durchbringen musste, wünscht sich einfach mehr Zuversicht. Womöglich würden, so sagt er, viele Länder Deutschland in zehn bis 15 Jahren um die neuen Arbeitskräfte beneiden.
von
Günter Schwarz – 01.10.2016