Dänemark führte am 1. Oktober 2011 die Fettsteuer ein
In erster Linie ist Ernährung Privatsache. Jeder Mensch kann frei entscheiden, ob er Fleisch essen oder auf Gluten verzichten will. Das Problem ist nur, dass sich die meisten Menschen nicht nur in Deutschland falsch ernähren. Viel zu viel Zucker, Fett und Fertignahrung bleiben nicht ohne Folgen. Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes schaden der Volksgesundheit und sorgen für Kosten, auch für den Staat.
Gegen Übersättigung
In Dänemark ist das nicht anders als in Deutschland und anderswo. Über die Hälfte aller Dänen ist zu dick. Um das Volk zu verschlanken, griff die Regierung am 1. Oktober 2011 zu einem unkonventionellen Rezept. Nach deftigen Debatten im Parlament verabschiedete sie eine so genannte Fettsteuer, die vor allem auf die gefährlichen gesättigten Fettsäuren abzielt. Ab sofort wurden pro Kilogramm Fett 16 Kronen, also umgerechnet 2,15 Euro fällig. Das führte dazu, dass sich beispielsweise ein Stück Butter um rund 30 Cent verteuerten.
Die „Gesundheitssteuer“ sollte die Fettsteuer sein, die den Verzehr schädlicher Fette vornehmlich aus tierischen Lebensmitteln als „Risikofaktor“ vermindern sollte, hieß es in der Begründung: weil diese „zur Ausbreitung von Volkskrankheiten beitragen“. Die Bevölkerung sollte so veranlasst werden, „Produkte mit einem niedrigen Anteil an gesättigten Fettsäuren zu wählen“.
Das dickste Volk der Welt
Die Bevölkerung dachte aber gar nicht daran. Vor Inkrafttreten des Gesetzes deckte sie sich erst einmal durch Hamsterkäufe mit dem Fettigsten ein. Danach fuhr sie dann einfach öfter ins benachbarte Ausland. Überhaupt ging der Konsum von fetthaltigen Produkten nicht messbar zurück, der bürokratische Aufwand im Vergleich zum Nutzen allerdings war spürbar groß. Und auch die Margarineproduzenten liefen Sturm. Sie zeigten Dänemark wegen eines „Verstoßes gegen die Konkurrenzgesetzgebung und die Behinderung des freien Warenverkehrs“ bei der EU-Kommission an. All dies führte dazu, dass die Fettsteuer in Dänemark schon nach 15 Monaten wieder Geschichte war.
Als Idee lebt die Fettsteuer aber weiter. 2014 führte Mexiko eine achtprozentige Fettsteuer auf Fastfood-Produkte und auf Lebensmittel mit mehr als 275 Kalorien je 100 Gramm ein. Immerhin ist Mexiko weltweit eines der Länder mit der höchsten Rate an Übergewichtigen und übertrifft damit prozentual sogar die USA.
von
Günter Schwarz – 01.10.2016