In Dänemark gibt es bereits länger als anderswo auf der Welt negative Zinsen. Der Chef des dänischen Bankenverbands hält dies für gar nicht so schlecht für die Banken.

Eine Lektion sei, dass die Banken weniger unter Wertberichtigungen leiden, wenn die Zinsen extrem niedrig sind, sagt Ulrik Noedgaard, Direktor des ‎Finansrådet, wie der Bankenverband heißt, und früherer Chef der dänischen Finanzaufsichtsbehörde. Ultra-niedrige Zinsen haben auch dazu geführt, dass mehr Privathaushalte ihre Hypotheken refinanziert haben, was den Banken zusätzliche Einnahmen bescherte. Zudem sei es den Banken gelungen, ihre Kosten deutlich zu senken.

„Es ist beruhigend, dass selbst in einem Umfeld mit negativen Zinsen, die Ergebnisse auf einem akzeptablen Niveau liegen“, sagt Noedgaard. „Es ist kein beeindruckendes Niveau aber ein akzeptables.“

Daher „ist es plausibel“, dass die dänischen Banken den gesamten Zyklus der Negativzinsen durchstehen werden, ohne diese Kosten an ihre privaten Kunden weiterzureichen, fügt er an.

Noch eine Weile mit Negativzinsen zu rechnen

Die dänischen Zinsen sind bereits seit Mitte 2012 überwiegend negativ. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die Zinsen bis weit ins Jahr 2018 hinein negativ bleiben werden. Die Zentralbank hat signalisiert, dass dieses Szenario ziemlich wahrscheinlich ist. Sie wendet geldpolitische Maßnahmen nur an, um die Anbindung der dänischen Krone an den Euro zu verteidigen. Das wird zunehmend schwieriger, da die Europäische Zentralbank eine beispiellose geldpolitische Lockerung betreibt, die den Euro schwächt.

In Dänemark, mit einer erstklassigen „AAA“-Bonität und dem weltgrößten Markt für hypothekendeckte Covered Bonds, sind negative Zinsen die Norm geworden, an die sich die Banken angepasst haben. Danske Bank, das größte Kreditinstitut des Landes, hat wiederholt betont, dass sie die Kosten der Negativzinsen nicht an ihre Privatkunden weitergeben möchte.

Die Einlagen bei den dänischen Banken hatten im August beinahe ein Rekordvolumen erreicht, nur knapp unter dem Allzeithoch vom April dieses Jahres, wie Nykredit auf der Grundlage von Zentralbankdaten angibt. Saisonbereinigt seien die Einlagen nie höher als im August gewesen, auch inflationsbereinigt, gab Nykredit an.

Keine Weitergabe an Privatkunden geplant

Noedgaard zufolge haben die dänischen Banken aufgemerkt, als eine Raiffeisenbank in einem kleinen bayerischen Ort die negativen Zinsen der EZB an ihre Privatkunden mit Einlagen von mehr als 100.000 Euro weitergab. Bis zur Höhe von 100.000 Euro sind Einlagen durch den Einlagensicherungsfonds abgesichert.

Die Belastung der Gewinne durch die negativen Zinsen sei zwar erheblich für die Banken, doch sei das geldpolitische Klima auf mache Weise speziell, so Noedgaard. Es gebe praktisch null Wertberichtigungen im Sektor, erklärt er.

Es gibt keinerlei Anzeichen, dass irgendeine der dänischen Banken dem Gedanken näher rückt, die negative Zinsen ihren Privatkunden aufzubürden – selbst nicht seit fast einem halben Jahrzehnt mit dieser Geldpolitik. „Die Tatsache, dass wir in diesem Umfeld tatsächlich in der Lage sind, Geld zu verdienen, ist ein Faktor. Der andere Faktor ist, wie die Kunden reagieren würden“, sagte Noedgaard.

Dänemarks Banken mit guten Zahlen

Lars Rohde, der Gouverneur der dänischen Zentralbank, hatte im März geäussert, dass 2015 das profitabelste Jahr für die Banken des Landes seit 2008 war. Danske Bank, die länger als jede andere große Bank in einem Negativzins-Umfeld operiert, lieferte 2015 ihr bestes Ergebnis aller Zeiten ab, wenn Goodwill-Abschreibungen außer Acht gelassen werden.

Wie die Banken mit dem Negativzins-Umfeld in den kommenden Jahren umgehen werden, hängt Noedgaard zufolge davon ab, ob die Zinsen noch weiter unter null gedrückt werden. Dänemarks Benchmark-Einlagensatz liegt seit Januar bei minus 0,65 Prozent und lag für den größten Teil des Vorjahres zehn Basispunkte niedriger. „Es geht auch um das Niveau“, sagt Noedgaard, „es könnte tiefer gehen.“

„Es gibt starke Kräfte, die dafür sprechen, die Zinsen nicht“ an die Privatkunden weiter zugeben, sagt er. „Aber es könnte einen Umkehrpunkt geben, ab dem das Für und Wider dafür spricht, diesen Weg einzuschlagen.“

von

Günter Schwarz – 01.10.2016