In der Öffentlichkeit ist man alarmiert. Neben die negativen Gerüchte um eine staatliche Rettung der Deutschen Bank auch noch die schlechten Nachrichten der Commerzbank. Jede fünfte Stelle soll bei der Commerzbank gestrichen werden. Die Branche selber ist nach Kräften um Schadensbegrenzung bemüht.

Seit Tagen schreibt die größte Bank Deutschlands Schlagzeilen. Zum Börsenstart war die Aktie der Deutschen Bank erstmals in der Unternehmensgeschichte unter 10 Euro gerutscht – auf 9,90 Euro.

Gerüchte wurden herum gereicht, wonach die krisengeschüttelte Bank mit Hilfe des Staates gerettet werden soll. Spekulationen, die im Tagesrhythmus aufflammen und gleich wieder weg dementiert werden. Eine jüngste Nachricht befreite den Aktienkurs aus der Talfahrt und ließ ihn um satte 20 Prozent in die Höhe schnellen. Dies, nachdem die französische Nachrichtenagentur meldete, die Bank sei einem Vergleich mit der US-Justizministerium nähergekommen.

Demnach sei im Streit um Tricksereien auf dem amerikanischen Immobilienmarkt nur noch eine Strafe von 5,4 Milliarden US-Dollar zu erwarten. Vor zwei Wochen hatte die amerikanische Justiz noch eine Strafe von 14 Milliarden Dollar angekündigt.

Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem machte klar, die Deutsche Bank müsse „aus eigener Kraft“ und ohne Hilfe des deutschen Staates überleben. Das sagte der niederländische Finanzminister am Rande eines Kabinettstreffens vor Journalisten. Sein Sprecher bestätigte die Aussage.

Das Bundesfinanzministerium hatte bereits am Mittwoch einen Medienbericht dementiert, wonach die Regierung an Rettungsplänen für die Bank arbeite.

„Eine strukturelle Krise“

Auch die Commerzbank macht mit schlechten Nachrichten Schlagzeilen. Dort soll jeder fünfte Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz verlieren – die Nummer zwei in Deutschland will 9600 Stellen streichen.

Auf den ersten Blick könnte man sich dazu hinreißen lassen, von einer akuten deutschen Bankenkrise zu reden. Dazu passe, dass sich ein hochrangiges EZB-Mitglied in der deutschen „Börsen-Zeitung“ veranlasst sah, die Lage zu beschwichtigen.

Das EZB-Mitglied sagte, man könne nicht von einer Bankenkrise sprechen, denn die deutschen Banken seien besser kapitalisiert als vor der Bankenkrise 2008. Das ist ein Argument, das auch die Deutsche Bank selber gerne heranzieht.

100.000 Mitarbeiter mit Schreiben „geimpft“

Das Institut verfüge über ein starkes Fundament, sagt der Deutsche-Bank-Chef John Cryan. „Wir erfüllen alle aktuellen Eigenkapitalanforderungen und sind bei unserem Umbau im Plan.“ Die Markt- und Kreditrisiken seien in den vergangenen Jahren deutlich reduziert worden. „Zu keinem Zeitpunkt in den vergangenen zwei Jahrzehnten war die Deutsche Bank, was ihre Bilanz angeht, so sicher wie heute.“

Um den Gerüchten auf ganzer Breite entgegenzuwirken, hat sich Cryan in einem Brief an seine rund 100.000 Beschäftigten gewandt. Ein Akt, der nach außen sicher nicht als Beweis eines großen Selbstvertrauens wahrgenommen werden dürfte.

Die Bank sei Gegenstand heftiger Spekulationen geworden, versuchte Cryan in seinem Schreiben die Mitarbeiter aufzumuntern. „Unsere Aufgabe ist es nun dafür zu sorgen, dass diese verzerrte Außenwahrnehmung unser Tagesgeschäft nicht stärker beeinflusst.“

Die Deutsche Bank ist nicht unverletzlich

Die Lage auf dem deutschen Bankenplatz ist zweifelsfrei angespannt, denn es ist schon bemerkenswert, dass laut Medienberichten Notfallpläne diskutiert werden. Es geht immerhin um die Deutsche Bank und nicht um irgendein kleines Institut irgendwo im Land.

Entsprechend sind viele Menschen in Deutschland beunruhigt. Denn am Ende geht es auch um ihr Geld. Die Situation sei zwar nicht zu vergleichen mit der Finanzkrise 2008, als die Regierung um Angela Merkel gegenüber dem Volk Garantien für ihre Ersparnisse aussprach, aber viele Leute merken, die Deutsche Bank ist nicht unverletzlich, es kann auch mal etwas passieren. Es herrscht keine Panik, aber doch eine gewisse Besorgnis allerorten.

von

Günter Schwarz – 04.10.2016