Das Kleinkind, über das SH-UgeAvisen gestern berichtete, da das Kind von einer Polizistin des Kiel Gaardener Polizeireviers bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes und Notarztes erstversorgt wurde, als es regungslos in der Preetzer Straße in Begleitung der Eltern aufgefunden wurde, ist nach Auskunft der Mutter inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen und befindet sich auf dem Weg der Besserung, wozu auch wir dem Kind und den Eltern alles Gute wünschen.

Wie die Mutter im sozialen Netzwerk angab, hatten die Ärzte im Krankenhaus einen Fieberkrampf infolge eines starken Infekts diagnostiziert, was, wie sie angibt, für die Ärzte leider „Alltag“ ist. Jedoch weist die Mutter darauf hin, diesbezüglich aufzuklären, da es ihr wichtig ist, andere Eltern mit Kleinkindern auf dieses Krankheitsbild hinzuweisen.

Sh-UgeAvisen, hat sich bemüht, einiges zum Fieberkrampf zusammenzustellen und es zu veröffentlichen, da diese Krämpfe zwar nicht jedes Kleinkind befallen, doch immerhin etwa 4 Prozent aller Kinder können einmal in ihrem Leben einen Fieberkrampf erleiden, zu dem es keine Prophylaxe (Vorbeugung) gibt.

In jedem Fall sehen Fieberkrämpfe wirklich fürchterlich aus. Selbst, wenn man schon oft krampfende Kinder gesehen hat – es sieht schrecklich aus! 80 Prozent der anschließend befragten Eltern dachten, ihr Kind würde sterben!

Ein Fieberkrampf ist ein Krampfanfall (von den Symptomen ähnlich wie ein epileptischer Anfall), der bei Kindern im frühen Kindesalter auftritt. Er macht sich im Rahmen eines fieberhaften Infekts bemerkbar, wenn das Fieber über 38 Grad Celsius steigt. Dabei liegt keine entzündliche Beteiligung des Gehirns oder des Rückenmarks vor. Andere Bezeichnungen für den Fieberkrampf bei Kindern sind Infektkrampf oder auch Initialkrampf.

Nicht die Höhe des Fiebers, sondern ein rascher Temperaturanstieg ist der Auslöser

Wirklich gefährlich sind Fieberkrämpfe nicht. Selbst wenn das Kind für kurze Zeit die Luft anhält, beginnt es schon bald wieder zu atmen. Der Atemreiz, der vom Atemzentrum im Gehirn ausgeht, ist bei Kindern besonders stark und löst sogar eine Verkrampfung der Atemmuskulatur.

Während des Krampfes ist das Kind bewusstlos. Es können Zuckungen und Verkrampfungen am ganzen Körper auftreten. Oft werden Kinder am ganzen Körper steif, Gurgel- und Schmatzlaute, Grimassen und ein Verdrehen der Augen sind weitere Begleiterscheinungen. Eltern bekommen einen enormen Schrecken, wenn sie das sehen. Aber ich möchte noch einmal betonen, dass ein Fieberkrampf viel schlimmer aussieht, als er tatsächlich ist.

Die Neigung zu Fieberkrämpfen steht übrigens in keinem Zusammenhang mit der Entwicklung von Epilepsie oder Krampfanfällen. Die meisten Kinder bekommen den Fieberkrampf nur einmal in ihrem Leben. Der häufigste Auslöser ist das nur einmal auftretende Dreitagefieber.

Ein Fieberkrampf bei Kleinkindern kann einfach und harmlos oder komplex und somit kontrollbedürftig sein:

  • Ein einfacher Fieberkrampf (bzw. unkomplizierter Fieberkrampf) dauert weniger als 15 Minuten (meist <10 Min.) an und betrifft den ganzen Körper. In der Regel treten in den ersten 24 Stunden nach einem einfachen Fieberkrampf keine weiteren Krampfanfälle bei den betroffenen Kindern auf.
  • Ein komplexer Fieberkrampf (bzw. komplizierter Fieberkrampf) dauert länger als 15 Minuten an und / oder betrifft nur einzelne Körperpartien (sog. Herdsymptomatik) und / oder wiederholt sich in den ersten 24 Stunden nach dem ersten Anfall.

Was Sie tun können

Ein normaler Fieberkrampf wird in der Regel 2 bis 3 Minuten.  Bei dem seltenen „komplizierten Fieberkramp“ kann dieser  bis zu 15 Minuten andauern. Schauen Sie auf die Uhr, wie lange der Anfall wirklich dauert. Das hilft später enorm den normalen Fieberkrampf vom seltenen komplizierten Fieberkrampf zu unterscheiden.

Fieberkrämpfe lassen sich durch Schütteln, das Auflegen kalter Waschlappen oder ähnliche Maßnahmen nicht lösen. Stecken Sie keine Gegenstände in den Mund! Entscheidend ist, dass Sie das Kind vor Verletzungen (Kanten, scharfe Ecken) schützen und nicht mit Gewalt versuchen, es festzuhalten. Sie können das Kind auf dem Arm halten oder auf den Boden legen.

Tritt ein Fieberkrampf erstmalig auf, so sollten Sie den Rettungsdienst rufen. Die Erfahrung zeigt, dass bei über 90 Prozent der Fälle der Fieberkrampf bereits beendet ist, wenn der Rettungsdienst eintrifft.

Häufigkeit

Insgesamt haben etwa 2 bis 4 von 100 Kindern im Alter von 6 Monaten bis 5 Jahren mindestens ein Mal einen Fieberkrampf – meist treten Fieberkrämpfe bei Kleinkindern im Alter von 1 bis 3 Jahren auf. Bei jedem dritten betroffenen Kind wiederholt sich der Krampfanfall.

Je jünger ein Kind bei seinem ersten Fieberkrampf ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für weitere Krampfanfälle.

Vorbeugung ist nicht möglich

Häufig wird Eltern geraten den Fieberkrampf durch Gabe von Fieberzäpfchen (Paracetamol) vorzubeugen. Da die Krämpfe aber schon bei 38,3 Grad auftreten können ist diese Strategie wirkungslos. in dem Flyer der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin  wird noch einmal darauf hingewiesen.

Interessant ist aber, dass sich die Empfehlung einem Kind schon bei 38,0 oder 38,5 Fiebersenkende Medikamente zu verabreichen, hartnäckig hält und im Internet empfohlen wird.

von

Günter Schwarz – 07.10.2016