(St. Louis) – Auch das zweite TV-Duell von Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump war von Vorwürfen und gespannter Stimmung geprägt. Wiederholt warfen einander der Republikanische und die Demokratische Bewerberin vor, Lügen über den jeweils anderen zu verbreiten. Aber auch Entschuldigungen waren einmal mehr von beiden zu hören.

Das TV-Duell hatte ohne einen Handschlag der beiden Präsidentschaftskandidaten begonnen, nachdem Trump unmittelbar zuvor mit einer überraschenden Pressekonferenz in die Offensive gegangen war. Er war mit vier Frauen aufgetreten, die Clintons Ehemann, Ex-Präsident Bill Clinton, vorwerfen, sie missbraucht zu haben. Während des Kurzauftritts, der live auf Facebook übertragen wurde, sprachen die Frauen am Sonntagabend Trump ihre Unterstützung aus.

Entschuldigungen gleich am Anfang

Dann entschuldigte sich Trump erneut für seine vulgären Äußerungen über Frauen. Clinton zog mit, indem sie Fehler bezüglich des Umgangs mit dienstlichen E-Mails einräumte.

Trump schämt sich

Er schäme sich sehr dafür und entschuldige sich bei seiner Familie und bei der US-Bevölkerung, sagte Trump am Sonntag auf die Frage einer Zuschauerin, ob er ein Vorbild für die US-Jugend sei. Gleichzeitig spielte er die Äußerungen erneut als „Umkleidekabinen-Gespräch“ herunter und meinte, Clintons Ehemann Bill habe sich viel schlimmer gegenüber Frauen verhalten.

Clinton konterte, seine sexistischen Äußerungen seien bezeichnend für Trumps Persönlichkeit: „Jedem, der (das Video) gehört hat, ist klar, dass das genau ausmacht, wer er ist. Trump habe Frauen beleidigt und vergewaltigt. Er habe zudem Migranten, Afroamerikaner, Latinos, Behinderte, Muslime und andere verbal ins Visier genommen.

Clinton würde im Knast landen

„Es war ein Fehler“, sagte Clinton zu ihrer Praxis, dienstliche E-Mails als US-Außenministerin von einem privaten und nicht gesicherten Server zu versenden. Für Trump ist die Sache klar, sie wäre im Gefängnis, wenn er das Land führen würde.

Steuererklärungen werden veröffentlicht

Trump erklärte auch, jedes Jahr „Hunderte Millionen Dollar“ Steuern zu zahlen. Sobald die routinemäßige Überprüfung seiner Steuerunterlagen abgeschlossen sei, werde er seine bisher unter Verschluss gehaltene Steuererklärung veröffentlichen. Clinton entgegnete, dass Trump in etwa 20 Jahren keine Steuern gezahlt habe. „Donald kümmert sich immer um Donald und Menschen wie er“, sagte die ehemalige Außenministerin. Sie warf ihm vor, er plane, vor allem reiche Menschen und Unternehmen große Steuererleichterungen zu genehmigen.

Ist Trump das Ende für Obamas Errungenschaften?

Auch über die von Barack Obama eingeführte flächendeckende Krankenversicherung hat Trump kein gutes Wort übrig. Im Fall seiner Wahl will er diese sofort abschaffen. „Obamacare ist eine totale Katastrophe“, sagte er, die Krankenversicherung sei zu teuer und müsse komplett neu geregelt werden. Clinton sagte, dass das Gesetz zur Versicherung überarbeitet werden müsse, die erreichten Erfolge aber nicht verspielt werden dürften.

„Wir wissen nicht, wen wir da reinlassen.“

Auch Syrien und die Flüchtlinge waren Thema in der TV-Debatte. Während Trump bekräftigte, dass Muslime vor deren Einreise in die USA genau überprüft werden müssten. Er wolle den radikalen Islamismus bekämpfen. Unterdessen erklärte Clinton, die USA seien „nicht im Krieg mit dem Islam“.

Einen allfälligen Einsatz bewaffneter US-Bodentruppen in Syrien bezeichnete Clinton als „schrecklichen Fehler“. Es sei aber sinnvoll, Militärberater (zur Unterstützung der Rebellen) in das Bürgerkriegsland zu schicken, sagte Clinton in der TV-Debatte. Trump bezeichnete die Lage in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo als „Katastrophe“ und sagte, der Kampf gegen den IS müsse noch verstärkt werden.

Gibt es auch Lob für den Gegner?

Auf eine gewagte Zuschauerfrage hatten die beiden Kandidaten zum Schluss keine spontane Antwort parat. „Können Sie eine positive Eigenschaft ihres Konkurrenten nennen?“ Clinton tat sich sichtlich schwer. Schließlich lobte sie Trump indirekt – über seine Kinder: Diese seien „unglaublich fähig und ergeben – und das sagt eine Menge über Donald“, sagte Clinton.

Der nahm es als Kompliment und lobte seinerseits den Kampfgeist und das Stehvermögen seiner demokratischen Rivalin: „Sie macht nicht Schluss, sie gibt nicht auf, sie ist eine Kämpferin.“

Am Ende gab es dann doch noch einen Handschlag zwischen den zerstrittenen US-Präsidentschaftskandidaten.

von

Günter Schwarz – 10.10.2016